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Stühlerücken bei der GESOBAU
Petra Gothe verläßt das Unternehmen
21.09.2007 (GE 18/2007, Seite 1208) Wenn der Geschäftsführer einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft vorzeitig und noch dazu an so einem krummen Tag wie dem 7. September sein Amt als Vorstand niederlegt, reicht keine noch so lange Presseerklärung aus, diesem Vorgang den Mantel der Normalität überzuwerfen. Petra Gothe, die seit 1996 dem Vorstand der GESOBAU AG (größtes Objekt: Märkisches Viertel) angehörte, tat diesen Schritt und angeblich auch noch "auf eigenen Wunsch."

Stühlerücken bei der GESOBAU

Hintergrund seien "die unterschiedlichen strategischen Auffassungen vor allem zur Entwicklung des Märkischen Viertels" gewesen. Fragt sich nur, wer da mit wem nicht konnte. Insider behaupten, Petra Gothe hätte eigentlich mit keinem richtig gekonnt, was sicher übertrieben ist, sonst hätte sie nicht elf Jahre an der Spitze des Unternehmens überlebt. Eigentlich auch als "Quotenfrau" in den Vorstand gerückt, bewies sie bald, daß sie nicht nur über fachliche Qualitäten, sondern auch eine gute Portion Machtbewußtsein verfügte. Die Elogen, die ihr der Aufsichtsrat via Presseerklärung beim Ausscheiden machte, könnte sie ohne Änderung in einen Bewerbungsflyer für die nächste berufliche Station (angeblich war Petra Gothe schon seit geraumer Zeit in Westdeutschland auf der Suche) aufnehmen, würden sie nicht die Gefahr bergen, daß sich jedermann fragt, wieso die verblödeten Berliner so eine Vorständlerin, die angesichts solcher Erfolge zur wohnungswirtschaftlichen Unternehmerin des Jahrzehnts getaugt hätte, denn kampflos ziehen lassen. "Erfolgreiche Umsetzung der Fusionen mit der Wohnbau Pankow und der Wohnungsgesellschaft Weißensee", "strategischer Partner der SAP AG für die Entwicklung und Implementierung der heute für die Wohnungswirtschaft verbindlichen Software SAP/R3", "Vorreiter in der deutschen Immobilien- und Wohnungswirtschaft für ein durchgängig wertorientiertes Konzept der Unternehmensführung zur Steigerung des Cash-Flow-Unternehmenswertes", "nachhaltige Steigerung der Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit der GESOBAU AG durch mehrere Geschäftsprozeßoptimierungen", "Verbesserung des Cash-flow-Unternehmenswerts der GESOBAU AG innerhalb von fünf Jahren um das Vierfache", "Umsichtigkeit und Konsequenz". Und, und, und. Wem, meine Herren Vorstände und Ex-Vorstände landeseigener Wohnungsunternehmen, hat ein Aufsichtsrat je solche Sätze hinterhergerufen? Merkwürdig nur, daß der Aufsichtsrat die Vorständlerin offenbar recht einmütig ziehen ließ, auch mit beiden Senatsvertretern (Finanzen und Stadtentwicklung) sei der Vorgang einvernehmlich abgestimmt gewesen, war zu hören. Und daß man den erst 2006 geholten weiteren Geschäftsführer, Jörg Franzen, der die Vorstandsgeschäfte der GESOBAU AG bis auf weiteres alleine führen wird, ansonsten wohl verloren hätte. Und auf Franzen werden große Stücke gehalten. Franzens Vorgänger bei der GESOBAU hatte bereits nach wenigen Monaten schon Reißaus genommen. So ganz grün können sich die Vorstände Gothe und Franzen jedenfalls nicht gewesen sein. Von Franzen weiß man, daß er der Entscheidung, das Vermietungsgeschäft im MV einer Maklerfirma zu übertragen, nichts abgewinnen konnte. Und vielleicht hat für den Abgang von Petra Gothe auch ein hartnäckiges Gerücht gesorgt, das seit Monaten in Anwaltskreisen umgeht: Gothe habe schon hin und wieder die Vorschläge ihres Kollegen Franzen vertraulich durch anwaltliche Gutachten prüfen lassen. Das würde einiges erklären, denn der Aufsichtsratschef der GESOBAU, Dr. Horst Föhr, ein ehemaliger Manager der Deutschen Bahn, gilt nicht als einer, der noch lange fackelt, wenn schon Rauch in der Bude ist.