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Jürgen Kretzer-Moßner
* 23. August 1945, ✝ 21. Mai 2014
25.05.2014 ONI ist tot. Alle, die ihn kannten und mochten, nannten ihn so, und das waren viele. Und er wollte ONI genannt werden, von seiner Mutter in früher Kindheit liebevoll „Sohni“ genannt, machte er, damals des „S“ noch nicht mächtig, für sich selbst„ONI“ daraus, und dabei blieb es lebenslang.

Jürgen Kretzer-Moßner

Jetzt hat ihn eine schwere Erkrankung drei Monate vor seinem 69. Geburtstag und viel zu früh aus der Zeit und aus unserer Mitte gerissen.
Das Licht der Welt erblickte Jürgen Kretzer-Moßner in den Wirren der unmittelbaren Nachkriegszeit. Seinem leiblichen Vater, dem Verleger Günther Moßner, war es nach dem Kriege dank alliierter Lizenzen binnen kurzem gelungen, einen Verlagskonzern aufzubauen, der in seinen besten Zeiten über 8.000 Menschen beschäftigte, Dutzende von Fachzeitschriften und eine Reihe von Tageszeitungen herausgab (u. a. den „Morgen“ im Ostteil Berlins und den „Kurier“ im Westteil). Den leiblichen Vater verlor er schon im Februar 1946 durch einen Verkehrsunfall. Die Mutter Helene Moßner heiratete nach dem frühen Tod ihres Gatten erneut, den Verleger Dr. Bruno Kretzer, Gründer des Grundeigentum-Verlages, und in ihm fand ONI einen überaus liebevollen und zugeneigten Adoptivvater.
Zur Schule gegangen ist ONI zunächst an der Privaten Waldschule Gerdes in Zehlendorf, sein Abitur hat er am Steglitzer Arndt-Gymnasium gemacht, wo er bei einer gemeinsamen Schulaufführung von Arndt-Gymnasium und Gertraudenschule seine spätere Frau Ursel kennenlernte und nie wieder losließ.
In Berlin hat er Jura studiert, das Referendariat hat er unter anderem im Ordnungsamt in Sylt abgeleistet. Auf der Nordseeinsel besitzt die Familie ein Haus, das ONI geliebt hat wie kein anderes. Richter am Amtsgericht Niebüll zu werden, war einmal sein Jugendtraum gewesen. Es wurden dann doch Berlin und der Anwaltsberuf. Zunächst reichte ihm ein kleines Zimmer in der damaligen Wohnung an der Steglitzer Rotdornstraße, und sein erster Mandant blieb ihm bis zuletzt treu verbunden. Vorwiegend auf Strafverteidigung spezialisiert war er, als ich ihn 1975 kennenlernte, doch bald schon „schulte“ er um und spezialisierte sich auf Immobilienrecht. Die Mandantschaft wuchs, ONI bezog Kanzlei-räume in der Sarrazinstraße. 1976 stellte sich der erste Nachwuchs ein – Andrea, die wie ihre Mutter Ärztin geworden ist. 1979 kam die Tochter Katharina zur Welt, die wie ihr Vater einen freien Beruf – als Steuerberaterin – gewählt hat.
1983 erfolgte ONIs Bestellung zum Notar. 1987 starben kurz nacheinander sein Adoptivvater Dr. Bruno Kretzer und die Mutter Helene, und ONI war plötzlich nicht nur Anwalt und Notar, sondern auch noch Verleger – das war nicht unbedingt seine Welt, denn er war mit ganzem Herzen Advokat. Bei einem der Grundeigentum-Verlagsessen Ende der achtziger Jahre notierte er mir auf einer winzigen Tischkarte, die ich heute noch besitze, zwei ebenso in jeder Hinsicht winzige Zahlen, und seitdem teilten wir uns die Anteile am Grundeigentum-Verlag, eine Entscheidung, die keiner von uns beiden jemals bereut hat.
1997, inzwischen residierte ONIs Kanzlei an der Lepsiusstraße, nahm ONI RA Malte Monjé, den Sohn seines Studienfreundes Ulli Monjé, ehemals Vorsitzender Richter am OVG Berlin, als Sozius auf, später wechselten beide in die Kanzlei WIR Wanderer und Partner, wo ONI bis in seine letzten Tage tätig war.
Wenn ihm sein Anwaltsberuf Zeit ließ, verbrachte er sie gerne auf dem Golfplatz oder vor dem Computer. Er gehörte vor mehr als einem Vierteljahrhundert zu den Pionieren des – heute vergessenen –„Bildschirm-Textes“, eine Art Mini-Vorläufer des Internets. Er widmete sich ehrenamtlichen Tätigkeiten, war Vorsitzender des Fachanwaltsausschusses für Miet- und Wohnungseigentumsrecht der Berliner Anwaltskammer, engagierte sich auch zeitlebens bei den Burschenschaften und war lange Präsident des Coburger Convents. Und auch die Berliner Tafel, die sich um Bedürftige kümmert, und in der sich auch Ehefrau Dr. Ursula Kretzer-Moßner seit vielen Jahren engagiert, hat ihm viel zu verdanken – sogar ihre Entstehung: Das Ehepaar Kretzer-Moßner brachte die Idee dazu von einer Amerika-Reise mit. Von der Familie gut umsorgt, ist ONI nach tapfer ertragener schwerer Erkrankung gestorben. Er ist friedlich, aber bei vollem Bewusstsein und ohne Angst gegangen und hat, zuvorderst seine Familie – die Ehefrau Ursula, seine Töchter Andrea und Katharina, die Enkeltöchter Dorothea, Josefine und Lena und die Schwiegersöhne Martin und Olav –, aber letztlich alle, die ihn kennenlernen durften, in großer Traurigkeit zurückgelassen. Mir selbst war er einer der Freunde, von denen man im Leben nur einen oder zwei hat.
ONI war ein lebensbejahender, ein fröhlicher, ein allen zugeneigter Mensch, ohne Arg, ohne Neid, großzügig und großmütig und von außergewöhnlicher Hilfsbereitschaft seinen Mitmenschen gegenüber. So haben wir ihn zu Lebzeiten ins Herz geschlossen, und so behalten wir ihn in Erinnerung.