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Mehr was für’s Wirtschaftsfeuilleton
07.05.2002 (GE 9/02, Seite 556) Der Volksmund behauptet über große Unternehmen, daß die Großväter sie aufbauten, die Söhne sie erhielten und die Enkel durchbrächten. Mit Blick auf Edzard Reuter, Ex-Aufsichtsratschef der Bankgesellschaft Berlin, könnte man geneigt sein, den Volksmund insoweit zu korrigieren, als manchmal eine Generation übersprungen wird.
Jedenfalls trägt Edzard Reuter, der Sohn des legendären Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter, ein gerüttelt Maß an Mitverantwortung an der Schieflage der Bankgesellschaft Berlin. „Schwere Fehler“ bei Aufsicht und Kontrolle hat Reuter kürzlich vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß zur Bankenaffäre eingeräumt. Und man hätte ihn gerne gefragt, was er denn nun daraus für persönliche Konsequenzen ziehe. Aber offenbar waren ja im wesentlichen die anderen schuld: Die Wirtschaftsprüfer, die nichts gemerkt haben, die Vorstände der Bankgesellschaft und der Teilbanken, die auf „wiederholte bohrende Fragen“ immer nur abgewiegelt hätten und die es dem Aufsichtsrat unmöglich gemacht hätten, den „ganzen schrecklichen Vorgang“ rechtzeitig zu erkennen. Und was macht in einem solchen Fall ein Aufsichtsratschef? Offenbar nichts, jedenfalls legt er den Vorsitz nicht nieder mit Hinweis, daß er nicht einem Aufsichtsrat vorsitzen wolle, dem von der für das Operativgeschäft zuständigen Geschäftsleitung die Kontrolle unmöglich gemacht werde. Nein, der Edzard Reuter war immer schon mehr was für‘s Wirtschaftsfeuilleton und nichts für die harte Welt der Haken und Ösen.