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Rechnung ohne Wirt gemacht ...
03.04.2002 (GE 7/02, Seite 420) Eigentlich gilt er ja als Sprachmächtiger, aber die volle Bedeutung seiner Amtsbezeichnung „Wirtschaftssenator“ hat sich Gregor Gysi offenbar noch nicht erschlossen.
Schon bei den Koalitionsverhandlungen sorgte seine PDS dafür, daß die Biersteuer nicht erhöht wurde, einen nicht unerheblichen Teil seiner bisherigen Amtszeit widmete er dem Gaststättenzulieferer „Spreequell“ und auch sein neuer Kreativausbruch richtete sich - nach einem pressewirksamen Zwischenstopp im inzwischen legalisierten Bereich der leichten Erlebnisgastronomie - auf die (Gast-)Wirtschaft. Warum sollten Berlins Wirte ihre Tische nicht einfach auf die Gehwege stellen dürfen, wenn schönes Wetter ist, fabulierte er? So einfach ohne Antrag, ohne Prüfung, ohne Genehmigung durch drei bis vier Behörden … Da hat der Gregor Gysi aber die Rechnung ohne die vielen Wirte gemacht. Wo bleibt denn da der Lärmschutz? Wo die Gefahrenabwehr? Wo das Sondernutzungsentgelt für die gebeutelte Landeskasse? Wie läßt der Dichter Friedrich Schiller im Wallenstein den alten Piccolomini doch so schön sagen: „Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen …“