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Basel II
08.02.2002 (GE 3/02, Seite 142) Die gegenwärtige Rezession, deren Existenz von regierungsamtlichen Berufsoptimisten nur allzu lange bestritten wurde, sollte - wie jede Krise - Anlaß sein, das handlungspolitische Instrumentarium zu überprüfen und mit den Partnern nach neuen Antworten auf alte Fragen zu suchen.
Und eine der wichtigsten - für den Projektentwickler und den Hauseigentümer gleichermaßen - ist doch die, wie seine Anlagen in Zukunft noch finanziert werden können. Denn das ist ja die Eigenart der Immobilienbranche, daß es ohne Fremdkapital oder Eigenkapitalersatz nicht geht.
Was natürlich die Notwendigkeit für die verbliebenen Aktiven erhöht, neue Wege zu gehen bei der Bereitstellung von Mitteln, um demnächst der zusammengebrochenen Branche zu neuem Leben zu verhelfen. Wobei unter „Branche“ ja nicht nur die Grundeigentümer und Projektentwickler, sondern gleichermaßen die Banken und die Kapitalvertreiber zu verstehen sind, aber auch Städte und Gemeinden, die in vielfältiger Hinsicht an intakten Immobilienmärkten interessiert sein müssen. Was nicht zuletzt auch für den Bund gilt, dessen SPD-Finanzminister Lafontaine und Eichel alles Denkbare getan haben, um Investitionen in dieser Branche zu erschweren, Arbeitsplätze abzubauen und Steuereinnahmen zu verhindern.

Das Stichwort „Basel II“ in diesem Zusammenhang als unziemliche Einflußnahme böser fremder Mächte zu diskreditieren, wird zumindest dann falsch sein, wenn es in den Schlußverhandlungen gelingt, spezielle Besonderheiten des deutschen Marktes durchzusetzen. Was dann bleibt, sind vor allem zwei Dinge:
– größere Transparenz und
– höheres Eigenkapital
bei allen Beteiligten.
Die höhere Transparenz kann man mit Fug und Recht auch von Mittelständlern erwarten - zu ihrem eigenen Besten übrigens, denn Selbstbetrug ist zwar nicht strafbar, zeugt aber von Dummheit über das erlaubte Maß hinaus.

Schwieriger ist es nun mit dem Eigenkapital. Und hier hilft vor allem ein Weg: der der Eigenkapitalersatzbereitstellung. Jedoch wird auch das nur möglich sein bei kreativer Mitarbeit der Banken - was natürlich viel verlangt ist in Zeiten, da einige Institute Beschlüsse gefaßt haben, die den kompletten Ausstieg aus der Immobilienbranche bewirken sollen.

Vielleicht nutzt ja die Tatsache, daß unsere Banken im Augenblick auf nahezu allen Geschäftsfeldern Probleme haben. Sie können schwerlich nach der Immobilienbranche auch noch die Luftfahrt-, die Medien- und die DotCom-Branche ächten, und die Börse schließen können und wollen sie schon gar nicht. Gefragt ist also die Schaffung neuer Möglichkeiten und nicht die Abschaffung ganzer Märkte.
Weiterhelfen könnten z. B. die neuen Pensionsfonds (Stichwort: Riester-Rente), die sehr wohl unter Mitwirkung der Banken entstehen sollten und deren Anlagen zu einem Gutteil aus Immobilien bestehen müssen, wenn sie langfristig stabil und ertragreich sein sollen.

Die Aktien-Baisse der letzten Jahre hat gezeigt, daß die alte Faustregel unverändert stimmt: Langfristig kann man bei Aktien mit einem Wertzuwachs von 7 % einschließlich der Ausschüttungen rechnen, brutto wohlgemerkt, und keineswegs bar auf die Hand. Obligationen bringen im Schnitt sicher nicht mehr als 5 % - und Immobilien? 6 % jährliche Ausschüttungen sind bei Gewerbeimmobilien nicht ungewöhnlich, Wertsteigerungen, also Extraerlöse bei der Veräußerung, sind möglich. Bei gutem Management sind Immobilien nach wie vor die solidere und ertragreichere Anlage.
Merke: Wer zocken will, der gehe an die Börse. Wer „riestern“ will, der gehe in sich und kaufe Häuser.
Autor: Dietmar Otremba