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"Investorenschreck"
23.01.2002 (GE 2/2002, Seite 72) Ist das nicht traurig? „Das Schicksal der Linken ist, daß sie gewählt werden, wenn nichts mehr zu verteilen ist”, klagte jüngst Gregor Gysi. Ein Satz, der sich als so falsch erweisen wird, wie fast alles, was der Mann sagt, wenn man es nur ein wenig näher abklopft.
Denn 90 % der Berliner Nachkriegsgeschichte waren - im Osten wie im Westen - von den linken Verteilern gestaltet. Aber weil natürlich weiter verteilt werden soll, geht das nur auf Pump. Darin haben die Linken bekanntlich auch Übung - das war schon einen Zungenschnalzer wert, als Gysi kürzlich in einem Interview mit dem SFB erklärte, man müsse jetzt erst einmal den Schuldenberg erhöhen, „um“ ihn später wieder abbauen zu können. Der Radio-Reporter schnappte ob dieses unsinnigen konditionalen Finalsatzes nur noch nach Luft. Einer der anderen hohlen Sprüche des zungenflinken Gregor Gysi ist die Behauptung, Rot-Rot könne gar keine Investoren verschrecken, weil sich seit Jahren kein Investor mehr habe blicken lassen. Solche Äußerungen prädestinieren nicht gerade für das Amt des Wirtschaftssenators. Gysi muß jetzt einfach zuviel aufholen. Denn auch weniger Interessierte werden sich daran erinnern, daß Investorenansiedlung in Berlin sogar zu einem Disput mit dem Stadtstaat Hamburg über die Abwerbung von Firmen geführt hat (im Falle der Hamburger Universal Music). Und im übrigen wird Gysis neue Verwaltung ihrem Chef eine durchaus nicht kurze Liste von Neuansiedlungen im Musik- und Medienbereich vorlegen können - allesamt die von Gysi so sehr geschätzten Mittelständler. Und daß die Warnungen der Wirtschaft vor Rot-Rot in Berlin - von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt über Hermann Franzen vom Hauptverband des Deutschen Wirtschaftshandels über Anton Wörner vom Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels bis hin zu Dierk Müller, dem Geschäftsführer der amerikanischen Handelskammer in Deutschland - nicht von der Hand zu weisen sind, demonstrierte bereits während der Koalitionsverhandlungen der frühere Baustadtrat von Berlin-Mitte und jetzige PDS-Kultursenator Thomas Flierl. Ihm ist mit zu verdanken, daß die Hochhausprojekte am Alexanderplatz nun erneut auf den Prüfstand kommen, obwohl für sechs von ihnen bereits eine planungsrechtliche Absicherung besteht. Wenn so was keine Investoren abschreckt, dann muß man „Investorenschreck“ wohl neu definieren.