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Hoffnungswerte
03.01.2002 (GE 1/2002, Seite 1) 2001 wird aus vielen Gründen im Gedächtnis der Menschen haften bleiben. Auch in den Computerausdrucken, die die früheren Geschichtsbücher dereinst sicher ersetzen, wird man Eintragungen finden, die nachhaltig veränderte Rahmenbedingungen dokumentieren: 11. September, Taliban, Afghanistan; aber auch: Rezession und Börsen-Talfahrt; schließlich SPD-PDS-Regierung in Berlin - ein Alptraum für viele noch vor einem Jahr, Routine-Mitteilung in 2002. Kann man Hoffnungen in den neuen Jahrgang setzen? Nun ja, hoffen darf man ja immer, die Enttäuschungen kommen bekanntlich von alleine.
Also hoffen wir mal:
D a ß sich endlich wieder Europäer finden, die das Format Mitterands und Kohls haben und die als Leitstiere die Karre aus dem Sumpf ziehen.
D a ß sich im Bund demnächst eine Regierung etabliert, die alle ideologischen Scheuklappen ablegt, die den Krach mit Gewerkschaften und Verbänden nicht scheut, die die unstreitig notwendigen Reformen in Angriff nimmt und die sich auch vom Aufjaulen der Betroffenen nicht irritieren läßt.
D a ß die neue Berliner Landesregierung wenigstens das energisch vorantreibt, was sie sich unstreitig vorgenommen hat und was allein den politischen Stillstand fast eines Jahres rechtfertigte: Flughafenausbau, Ländervereinigung Berlin-Brandenburg, Kulturhauptstadt und Wissenschaftszentrum und - wohl am wichtigsten - eine Verwaltungsreform mit Ersparniseffekten in der bewußten 1-Mrd.-Euro-Größenordnung. Denn das hat wohl als erster Gregor Gysi laut gesagt: Nur mal eben so und ohne nähere Prüfung 1 Mrd. sparen, indem man hier was abkneift und dort was wegsägt, ist gefährlich und kann zu partieller Lähmung führen.
Daß aber Verwaltung an vielen Stellen reduziert werden kann mit der Wirkung, die sich auch bei einem Schwimmer einstellt, wenn er ohne Wintermantel und ohne Anzug - eben nur mit einer Badehose bekleidet ins Becken springt, das zeigte nicht nur meine Biesdorf-Glosse, sondern das kann man jeden Tag erleben.
Zum Beispiel so: Da macht eine Hausverwaltung eine Betriebskostenabrechnung und beauftragt hiermit ein Rechenzentrum. Dieses Rechenzentrum nun hat bereits seit dem Dezember 2000 alles auf Euro umgestellt. Die Hausverwaltung nimmt die Auswertung, macht ihre eigene Übersicht und übersendet die (sich ergebende) Nachzahlungsberechnung in Euro.
Unter den Mietern des Hauses ist eine Sozialhilfe-Empfängerin, die die Umlagenabrechnung (so heißt das Ding) dem „Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg v. Berlin, Abt. Sozialwesen, örtl. Bereich Tempelhof“ zwecks Erstattung einreicht, und zwar am 16. November 2001. In erfreulicher Zügigkeit befaßt sich das Amt mit dem Antrag und … ja, was tut es wohl? Erstattet es den Betrag oder bemängelt es vielmehr die Zahlenermittlung mit der Bitte um weitere Aufschlüsselung? Nichts von alledem. Es schreibt (schon am 29. November 2001) statt dessen der Hausverwaltung: „Wir möchten Sie bitten, die Nachberechnung Heiz- und Betriebskosten in DM zu übersenden, da leider eine Umrechnung nicht möglich ist.“
1. Anmerkung: In der dem Amt vorgelegten Abrechnung steht im Vorspann u. a.: „Umrechnungskurs: 1 Euro = 1, 95583 DM.“
2. Anmerkung: Wir brauchen wohl nicht nur weniger Leute in der Verwaltung, wir brauchen auch andere!
So schenke uns denn das Jahr 2002 Politiker mit der Intelligenz von Überirdischen, der Geduld von Kamelen, dem dicken Fell von Elefanten und der glücklichen Hand von Lotto-Gewinnern. Und es beschere uns allen Beamte und Verwaltungsangestellte, die auf dem Hinterteil sitzen und mit dem Kopf denken - nicht umgekehrt.
D a ß sich endlich wieder Europäer finden, die das Format Mitterands und Kohls haben und die als Leitstiere die Karre aus dem Sumpf ziehen.
D a ß sich im Bund demnächst eine Regierung etabliert, die alle ideologischen Scheuklappen ablegt, die den Krach mit Gewerkschaften und Verbänden nicht scheut, die die unstreitig notwendigen Reformen in Angriff nimmt und die sich auch vom Aufjaulen der Betroffenen nicht irritieren läßt.
D a ß die neue Berliner Landesregierung wenigstens das energisch vorantreibt, was sie sich unstreitig vorgenommen hat und was allein den politischen Stillstand fast eines Jahres rechtfertigte: Flughafenausbau, Ländervereinigung Berlin-Brandenburg, Kulturhauptstadt und Wissenschaftszentrum und - wohl am wichtigsten - eine Verwaltungsreform mit Ersparniseffekten in der bewußten 1-Mrd.-Euro-Größenordnung. Denn das hat wohl als erster Gregor Gysi laut gesagt: Nur mal eben so und ohne nähere Prüfung 1 Mrd. sparen, indem man hier was abkneift und dort was wegsägt, ist gefährlich und kann zu partieller Lähmung führen.
Daß aber Verwaltung an vielen Stellen reduziert werden kann mit der Wirkung, die sich auch bei einem Schwimmer einstellt, wenn er ohne Wintermantel und ohne Anzug - eben nur mit einer Badehose bekleidet ins Becken springt, das zeigte nicht nur meine Biesdorf-Glosse, sondern das kann man jeden Tag erleben.
Zum Beispiel so: Da macht eine Hausverwaltung eine Betriebskostenabrechnung und beauftragt hiermit ein Rechenzentrum. Dieses Rechenzentrum nun hat bereits seit dem Dezember 2000 alles auf Euro umgestellt. Die Hausverwaltung nimmt die Auswertung, macht ihre eigene Übersicht und übersendet die (sich ergebende) Nachzahlungsberechnung in Euro.
Unter den Mietern des Hauses ist eine Sozialhilfe-Empfängerin, die die Umlagenabrechnung (so heißt das Ding) dem „Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg v. Berlin, Abt. Sozialwesen, örtl. Bereich Tempelhof“ zwecks Erstattung einreicht, und zwar am 16. November 2001. In erfreulicher Zügigkeit befaßt sich das Amt mit dem Antrag und … ja, was tut es wohl? Erstattet es den Betrag oder bemängelt es vielmehr die Zahlenermittlung mit der Bitte um weitere Aufschlüsselung? Nichts von alledem. Es schreibt (schon am 29. November 2001) statt dessen der Hausverwaltung: „Wir möchten Sie bitten, die Nachberechnung Heiz- und Betriebskosten in DM zu übersenden, da leider eine Umrechnung nicht möglich ist.“
1. Anmerkung: In der dem Amt vorgelegten Abrechnung steht im Vorspann u. a.: „Umrechnungskurs: 1 Euro = 1, 95583 DM.“
2. Anmerkung: Wir brauchen wohl nicht nur weniger Leute in der Verwaltung, wir brauchen auch andere!
So schenke uns denn das Jahr 2002 Politiker mit der Intelligenz von Überirdischen, der Geduld von Kamelen, dem dicken Fell von Elefanten und der glücklichen Hand von Lotto-Gewinnern. Und es beschere uns allen Beamte und Verwaltungsangestellte, die auf dem Hinterteil sitzen und mit dem Kopf denken - nicht umgekehrt.
Autor: Dietmar Otremba






