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Kampf um Bundestagsmandat
03.01.2002 (GE 1/2002, Seite 4) Der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, der sein Amt als Landesvorsitzender der Berliner CDU vorzeitig aufgeben wird, ist wild entschlossen, im renommeeträchtigen Wahlbezirk Berlin-Mitte um ein Bundestagsmandat zu kämpfen.
Das steht nun fest. Rausgekantet wird dafür der frühere Bürgerbewegte Günter Nooke, der für sein Weichen wenigstens Platz 2 auf der Landesliste haben wollte - auf Platz 4 der Landesliste will man ihn abschieben. Den Platz 1 auf der Landesliste will auch Eberhard Diepgen beanspruchen - daß er es schafft, wird immer unwahrscheinlicher, denn dem ehemaligen CDU-Spitzenmann schlägt inzwischen aus den eigenen Reihen vielfach Eiseskälte entgegen, weil er immer noch mehr will, als man üblicherweise verdienten Parteileuten als politische Altersversorgung zubilligt. Nach wie vor hält sich allerdings das Gerücht, daß der Landeslistenplatz 1 für Diepgen als hübsches Geschenkpaket für den alten CDU-Landesvorsitzenden vom neuen CDU-Landesvorsitzenden gedacht ist, und der soll Frank Steffel heißen. Der von Steffel, Diepgen und dessen Büchsenspanner Peter Kittelmann (CDU-Kreisvorsitzender in Mitte) ausgebremste Günter Nooke will aber keineswegs aufgeben. Er ist immerhin stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Daß mit solchen Spielchen für die CDU im Ostteil ein Stück weniger zu gewinnen sein wird, spielt für Diepgen, der am Machtverlust-Syndrom leidet, offenbar keine Rolle. Wie das letzten Endes ausgeht, wird auch davon abhängen, wie sich die CDU in den nächsten vier Jahren aufzustellen gedenkt. Gegen den Fraktionsvorsitzenden der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, Frank Steffel, der aus machtpolitischem Kalkül unbedingt Landesvorsitzender werden möchte, regte sich bereits weit vor Weihnachten heftiger Widerstand. Immer neue Namen wurden für die Diepgen-Nachfolge ins Spiel gebracht - von Alt-Verteidigungsminister Rupert Scholz über den früheren Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Reinhard Führer, bis hin zu Volker Hassemer. Frank Steffel wird, wenn er nicht schon selber die Diepgen-Nachfolge als Landesvorsitzender schafft, jedenfalls dafür sorgen wollen, daß dort kein starker Mann sitzen wird, der ihm eine zweite Chance bei der nächsten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus verbauen könnte.






