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Müllentsorger auf Konfrontationskurs
14.12.2001 (GE 24/2001, Seite 1632) BSR und DASS auf Bauernfang ...
Der Brief, den viele BSR-Kunden, die von dem Unternehmen Papier, Pappe und Kartonagen abfahren lassen, vor einiger Zeit erhalten haben, fängt an wie alle Briefe, die auf Bauernfang aus sind: „Wie Sie sicher bereits der Presse entnommen haben …“
Anschließend wird darauf hingewiesen, daß im Zusammenhang mit dem „Wandlungsprozeß” der Berliner Stadtreinigungsbetriebe eine hundertprozentige Tochter gegründet worden sei mit dem Namen „Berliner Recycling Service GmbH“ („brs“).
Und dann kommt ein dicker fetter Satz, der da heißt: „Hierzu werden wir jetzt auch Ihren mit uns geschlossenen Vertrag zur Entsorgung von Papier, Pappe und Kartonagen (blaue Tonne) in dem vereinbarten Umfang ab 1. Januar 2002 vollständig auf die brs übertragen.”
Der Vertragspartner wird nicht gefragt, sein Einverständnis wird „vorausgesetzt”, daß die früher mit den Berliner Stadtreinigungsbetrieben getroffenen Vereinbarungen über Behältergrößen, Abfuhrtermine, Preise etc. „nahtlos von der brs übernommen” werden.
Immerhin existiert noch so viel Rechtsbewußtsein, daß der Vertragspartner mit seiner Unterschrift der Übertragung zustimmen soll.
Um es vorweg zu sagen: Das sollte man nicht tun. Es gibt nämlich in dieser Stadt Unternehmen, die solche Arbeiten bedeutend preiswerter übernehmen als die BSR oder die brs oder wie immer man das Kürzel wenden will.

Privatabfuhr:
Über 70 % Ersparnis

Der GRUNDEIGENTUM-VERLAG beispielsweise hat das Schreiben zum Anlaß genommen, Kostenangebote bei anderen Firmen einzuholen. Jetzt werden Papier und Kartonagen von einer Firma abgeholt, die mit „A” anfängt und dieselbe Leistung zu einem Preis ausführt, der genau 28 % von dem beträgt, was die Berliner Stadtreinigungsbetriebe früher verlangt haben: Kosteneinsparung also 72 %. Einen kleinen Unterschied gab‘s allerdings zwischen den Privaten und den privatisierten Öffentlichen: Besagte Firma „A“ stellte ihre Container vereinbarungsgemäß am verabredeten Tag auf. Die BSR zogen ihre Tonnen eine Woche nach dem vereinbarten Termin ab.
War das BSR-brs-Schreiben nur ärgerlich, ist das, was die Firma DASS zur Zeit anstellt, schon reichlich unverschämt. Aus „ökologischen Gründen” (da wird Ökologie mit Ökonomie verwechselt) werde die Firma DASS, die sozusagen als Auftragnehmer des Dualen Systems Deutschland Wertstoffe sammelt - u. a. auch über die gelbe Tonne und Glastonnen -, ihre „Entsorgungsleistung optimieren”, heißt es in einem Brief, der vielen Eigentümern und Verwaltern auf den Tisch flatterte. Sie stützen sich auf eine Sollvorschrift der Berliner Bauordnung, die auch noch dazu nur für Neubauten gilt, um sich künftig für die Entsorgung von gelben Tonnen, die weiter als 30 m von der Straße stehen, bezahlen zu lassen - obwohl wir alle das über den Verpackungspfennig schon bezahlt haben.
„Vorgeschlagen” wird, die gelbe Tonne am Entsorgungstag nicht weiter als 30 m von der Straße entfernt aufzustellen (was in vielen Fällen aus tatsächlichen Gründen gar nicht möglich ist), wahlweise den Behälterstandort gleich auf Entfernung von maximal 30 m zu verlegen (was Geld kostet und meist auch nicht möglich ist) oder statt dessen gelbe Säcke einzusetzen oder den Behälterstandort ab Januar 2002 ganz aufzuheben und die gelben Tonnen auf den Recyclinghöfen zu nutzen (ha! ha!).
Bei so viel Kundenpflege mag sich mancher denken, daß „DSD” nicht für Duales, sondern für Dämliches System Deutschland steht.
Zur Art des Umgangs mit Grundstückseigentümern und Hausverwaltungen paßt im übrigen, daß Nachmessungen im Einzelfall ergeben haben, daß den Mitarbeitern der Firma DASS der Umgang mit einem handelsüblichen Zollstock oder gar Maßband außerordentliche Schwierigkeiten zu bereiten scheint. Offenbar befinden sich einige Müllentsorger in Berlin mit ihrer Kundschaft auf Konfrontationskurs.