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Wolf im Schafspelz
27.08.2001 (GE 16/2001, 1080) Es haben die recht behalten, die Jochen Wolf, von 1990 bis 1993 brandenburgischer Bauminister, schon immer alles zugetraut haben, nur nichts Gutes.
Daß er allerdings so weit gehen würde, einen Auftragskiller für seine vierte Frau zu dingen, mit der er übrigens immerhin 22 Jahre verheiratet war, hat ihm wohl keiner zugetraut. Eingestanden aber hat er‘s, über Motive wird spekuliert - Geldschwierigkeiten meinen die einen, Haß auf die Noch-Ehefrau meinen die anderen, weil diese angeblich dafür verantwortlich sei, daß Wolfs junge russische Geliebte sich 1998 erschossen hatte. Was andere aber wieder Wolf anlasten, der angeblich selbige zu einem letztlich mißlungenen Anschlag auf die Ehefrau überredet habe. Wie dem auch sei, man muß schon lange suchen, bis man auf einen ähnlichen Vorfall stößt. Da gab es mal in Rheinland-Pfalz einen Minister und FDP-Landesvorsitzenden namens Scholl, der maskiert einen Juwelierladen überfallen hat. Dem damaligen FDP-Bundesvorsitzenden Genscher war da nur noch ein Keucher entfahren: „Mein lieber Scholli …”. Jochen Wolf, bis zuletzt gut bezahlt in öffentlichen Diensten, weil er als ehemaliger Bezirks- und Landesbeauftragter aus der Vorwendezeit einen Anspruch darauf hatte, mußte 1993 als Bauminister zurücktreten, weil er sich von dem Makler Axel Hilpert, der früher in Schalck-Golodkowskis KoKo-Reich beschäftigt war, ein Grundstück besorgen ließ, ohne Provision zu bezahlen. Das entsprechende Vorteilsnahme-Verfahren war erst kürzlich gegen eine Geldbuße von 9.000 DM eingestellt worden. Wolf, der sich schon mal in Glanzzeiten Hoffnung gemacht hatte, Brandenburgs Ministerpräsidenten Manfred Stolpe zu beerben (und das auch öffentlich kommuniziert hat), versuchte sich in der Untersuchungshaft das Leben zu nehmen, oder das, was davon noch übrig ist. Eine seiner früheren Ehefrauen und seine ehemalige Geliebte waren da erfolgreicher.






