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Falsche Lobpreisungen
26.07.2001 (GE 14/2001, 944) Heißer Tip an alle Geschäftsführer städtischer Wohnungsbaugesellschaften: Feiern Sie bloß nicht Ihren 60. Geburtstag in aller Öffentlichkeit, und vermeiden Sie es in jedem Fall, daß Sie etwa aus diesem Anlaß mit der Goldenen Ehrenmedaille des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft für langjährige Verdienste ausgezeichnet werden.
Denn dann kommt Ihr Karriereende schneller, als Sie es sich vorstellen können. Zweiter prominenter Beweis für diese Theorie (nach dem WIR-Geschäftsführer Klaus Nicklitz, der zum Jahresende in den Ruhestand geht) wurde Günter Adam, der Senior-Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land. Vor kurzem feierte er unter großer Anteilnahme von Berufskollegen und hoch gelobt durch örtliche und überörtliche politische Würdenträger seinen 60. Geburtstag. Der damals noch in der Bauverwaltung amtierende Staatssekretär Frank Bielka, gleichzeitig der Aufsichtsratsvorsitzende von Stadt und Land, war gar nicht zu bremsen in überschäumender Lobpreisung des Geburtstagskindes, so daß Feinfühlige schon damals fragten, ob das nicht eine Laudatio auf einen bereits selig Entrückten war. Günter Adam muß jedenfalls wie vom Schlag getroffen gewesen sein, als ihn selbiger Frank Bielka, nunmehr Staatssekretär in der Finanzverwaltung, kürzlich am Morgen vor einer Aufsichtsratssitzung, auf der die Vertragsverlängerung für Adam zur Beschlußfassung anstand, zu sich bat, um ihn zu bitten, seinen Vertrag zu kündigen. Nicht gerade preisverdächtig für menschlichen Umgang miteinander, wenn man bedenkt, daß Adam seit über 30 Jahren in verantwortlicher Position bei städtischen Gesellschaften tätig war. Hätte er gekündigt, wäre er all seiner Ansprüche (Übergangsgeld, Pension) verlustig gegangen. Adam kündigte nicht, sein Vertrag läuft noch bis zum 31. März 2002 - verlängert wird er freilich nicht, wie die Eigner-Seite im Aufsichtsrat beschlossen hat. Warum der alte Fahrensmann Günter Adam daran glauben mußte, ist noch nicht ganz auszumachen. Vordergründig wird argumentiert, man habe dem Petitum des Rechnungshofes Folge leisten wollen. Der hatte nämlich in seinem letzten Bericht Kritik daran geübt, daß Stadt und Land nach Einverleibung der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf vier Geschäftsführer hatte (Günter Adam, Michael Böttcher, Rudolf Kujath, Michael Niestroj). Und Adams Vertrag stand halt als erster zur Verlängerung an. Andere berichten, der politisch ambitionierte weitere Geschäftsführer Rudolf („Rudi”) Kujath (SPD) habe allzu heftig mit den Hufen gescharrt. Jedenfalls ist in der städtischen Wohnungswirtschaft der Generationenwechsel in vollem Gange. Nach Hans-Jörg Duvigneau (GSW), der die finanzielle Fehleinschätzung bei der GSW auf seine Kappe nahm und ging, Klaus Nicklitz und Günter Adam werden am Jahresende Henning von der Lancken (Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte) ausscheiden, bei der Wohnungsbaugesellschaft Hohenschönhausen wird Hans-Jürgen Wulf ausscheiden, bei der GESOBAU geht Ende März 2002 ihr langjähriger Vorstandsvorsitzender Dr. Rolf Brüning in den Ruhestand, und auch Karl-Heinz Schmidt (Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte) will nicht mehr weitermachen.