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Wer schoß auf Walter Momper?
22.01.2001 (GE 2/2001, 76) Schoß überhaupt jemand auf ihn oder „nur“ auf seinen Wagen? Oder auf gar keinen von beiden? War‘s ein Verrückter? War‘s ein Feind? Oder war es nur Zufall?
Ein Projektil, das jemand in den Nachthimmel schoß und das, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, zufällig in Mompers Wagen zur Ruhe kam? Natürlich ist Momper ein Mensch, der polarisiert. Aber deshalb richtet noch lange keiner eine Waffe auf jemanden. Daß Walter Momper sich im beruflichen Umfeld als Bauprojektentwickler Todfeinde geschaffen haben könnte, ist mehr als unwahrscheinlich - dazu hat er viel zu wenig abgewickelt. Wenn, dann droht ihm eher Gefahr aus dem Spektrum politisch ewig Enttäuschter. Vor allem seit der von Momper verantworteten Räumung besetzter Häuser in der Mainzer Straße in Friedrichshain vor rund zehn Jahren, die mit zahlreichen Festnahmen und Verletzten endete, war Momper in der autonomen Szene einer der meistgehaßten Politiker. 1991 waren er und seine Frau in Kreuzberg nächtens von acht Vermummten überfallen und mit Tränengas besprüht worden, Walter Momper wurde mit einem Eisenrohr krankenhausreif geschlagen, seine Frau hatte einen schweren Schock erlitten. 1992 wurde Momper bei einer Buchvorstellung in Halle überfallen - die Täter waren vermummt. 1994 schließlich ließen Unbekannte nachts Mompers Wagen, der in der Nähe seiner Wohnung geparkt war, in Flammen aufgehen. Hoffentlich war der letzte Vorfall wirklich nur ein Zufall.