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Komisches Talent
08.01.2001 (GE 1/2000, 1) Der große alte Mann der Berliner CDU, Klaus-Rüdiger Landowsky, ist ein Multitalent. Unter all den vielen Dingen, die er kann, fällt auch immer wieder seine exzellente Beherrschung des komischen Fachs auf. Dieser Tage wieder im „Fall” Momper.
Der frühere Regierende Bürgermeister und jetzige Parlaments-Vizepräsident Walter Momper (SPD) soll, so das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel”, als Projektentwickler seinen Einfluß geltend gemacht haben, damit das schwedische Möbelhaus Ikea, ein Momper-Mandant, seine Verkaufsfläche in Spandau ohne Planverfahren vermehren und in Hohenschönhausen noch neu bauen dürfe. Außerdem habe Momper seinen Einfluß zu nutzen versucht, um für die Firma Botag eine vergünstigende Vertragsänderung im Rahmen ihres Engagements bei der Wasserstadt zu erreichen. Und das alles, weil Momper in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen besonders guten Spezi sitzen habe, nämlich deren obersten Chef Peter Strieder (SPD). Da fragt man sich natürlich, wie daraus „ein Fall” werden soll, solange nicht wenigstens auch nur ansatzweise dargelegt wird, daß dabei gegen geltendes Recht verstoßen wurde. Schließlich ist es der Beruf von Projektentwicklern, Projekte zu entwickeln. Und niemand kann von Momper erwarten, daß er sich vermummt und die Stimme verstellt (was ja ohnehin verboten wäre), wenn er mit der Bauverwaltung verhandelt. Aber was hat das alles mit Landowsky zu tun? Nun, der stellte sich zunächst schützend vor Momper und warnte vor „Vorverurteilung”, um dann eine gründliche Aufklärung zu verlangen, ob Strieder mit Momper getrickst habe. Wörtlich sagte Landowsky zur WELT, und da zeigt sich sein ganzes komisches Talent: „Wenn es diese Vorwürfe gibt, dann müssen sie von Herrn Strieder geprüft werden.” Mein lieber Schwejk! Auch Momper übrigens hat dieses komische Talent, wenn auch nicht so ausgeprägt wie sein Kollege von der CDU. Momper antwortete auf die Frage, ob es denn irgendwelche Mauscheleien gäbe, der WELT folgendes: „Ich übe keinen wie immer gearteten unzulässigen Einfluß aus, schon gar nicht, wenn, wie im Falle Ikea, CDU- und PDS-Stadträte über die Projekte entscheiden.” So ein Satz reizt natürlich, ihn mit dem semantischen Skalpell zu zerlegen. Aber diese kleine Sprachübung darf jeder selber machen.