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Straßenreinigung feiert Geburtstag
06.12.2000 (GE 23/2000, 1561) Eigentlich war er schon vor zwei Monaten, aber was soll‘s, schließlich sind wir von der Berliner Straßenreinigung bei der Laubbeseitigung und auch sonst gewohnt, daß sie immer ein bißchen zu spät kommen und manchmal auch gar nicht, die orangeroten Feger.
Die Rede ist vom Geburtstag der Straßenreinigung in Berlin, dem 125.
Am 1. Oktober 1875 verfügte Kaiser Wilhelm I. höchstselbst durch Kabinettsorder, daß die gesamte öffentliche Straßenreinigung Berlins zu einem eigenständigen Zweig der kommunalen Selbstverwaltung werde, was auch geschah, denn damals hatten Majestäten noch was zu sagen.
Es war die Zeit der Gründerjahre nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71, Berlin hatte sich zu einer industrialisierten Millionenstadt entwickelt, eine kaiserliche Reichshauptstadt mit neuen Funktionen in Wirtschaft und Politik.

Bevölkerungswachstum, zunehmende Siedlungsdichte und die Umwälzung der Verkehrsverhältnisse hatten es damals als zweckmäßig erscheinen lassen, die Aufgaben der Stadtreinigung in die hoheitliche Verantwortung der öffentlichen Hand zu legen - vor allem war die Feuerwehr, die sich bisher darum gekümmert hatte, überfordert, die Sauberkeit der schnell wachsenden Stadt zu gewährleisten.

Damals wie heute war es kein leichtes Unterfangen, in der Stadt so etwas wie eine gewisse Grundsauberkeit zu gewährleisten, denn die Berliner sind nun mal keine Schweizer. Und damals wie heute war der Besen das Hauptwerkzeug der Stadtreinigung, auch wenn schon recht früh motorisierte Fahrzeuge eingesetzt wurden.

Der Zweite Weltkrieg spaltete nicht nur die Stadthälften, sondern auch die Straßenreinigung und Müllabfuhr. Zwar ordneten die Alliierten 1945 die Bildung einer zentralen Verwaltung für Straßenreinigung und Müllabfuhr an, doch halten ließ sich diese Konstruktion nicht, in Ost und West entwickelten sich zwei unterschiedliche Betriebe. Die Berliner Stadtreinigung (West) bezog 1951 ihren Verwaltungssitz in der Tempelhofer Ringbahnstraße, wurde 1966 ein Eigenbetrieb von Berlin, während die Straßenreinigung (Ost) Teil des VEB Kombinat Stadtwirtschaft Berlin wurde. Erst 1992 fanden die beiden Berliner Stadtreinigungsbetriebe wieder zusammen, 1994 wurde die heutige Anstalt des öffentlichen Rechts daraus.

„Die Zeiten haben sich geändert”, heißt es in einer Mitteilung der BSR zum 125. Geburtstag der Straßenreinigung. Der Dreck, ist man geneigt zu ergänzen, bleibt, weil halt auch der Mensch sich nicht ändert. Und deshalb sind die Männer mit ihren Besen, die Tag für Tag (ich weiß: Nicht jeder von uns sieht sie jeden Tag) und bei Wind und Wetter den Besen schwingen, um das zu beseitigen, was die Natur und was des Menschen Hand oder dessen bester Freund tagtäglich auf den Straßen hinterlassen, nicht zu beneiden.

Als Hauptstadt will man schließlich besonders sauber sein, gebaut wird auch allerorten, Touristen werden es - Gott sei Dank - auch immer mehr, und schließlich gibt es auch jede Menge Sonderveranstaltungen - von der Love-Parade bis zu Bauerndemos, die eine erhöhte Taktfrequenz bei den Besenschwingern erfordern.
Deshalb ist ein solcher Geburtstag auch einmal Anlaß, der Straßenreinigung aufrichtig und ohne Hintergedanken Dank zu sagen. Sie ist uns lieb, sie war uns immer teuer (sie wäre uns noch teurer, wenn sie etwas billiger wäre). Und es ist auch unverkennbar, daß der neue zuständige Vorstandsbesen für die Abteilung Straßenreinigung, Dr. Arnold Guski, dessen gute Laune unverwüstlich zu sein scheint, gut kehrt.

Was dermaleinst - und hoffentlich nicht erst in 125 Jahren - dazu führt, daß der Betrieb nicht nur wettbewerbsfähig ist, sondern es auch ausprobieren darf.
Autor: Dieter Blümmel