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64 % der Berliner haben keine Angst vor steigenden Mieten
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15.06.2015 (GE 10/2015, S. 608) Die Sozialdemokraten setzen auf die falschen Themen und kommen deshalb nicht aus ihrem Umfragetief heraus, behauptet Manfred Güllner, Chef des Umfrage-Instituts Forsa. Beispielsweise halte nur 1 % der Deutschen das Thema „Mieten“ für wichtig. Für 34 % stehe dagegen das Thema Asylpolitik an der Spitze.
Den Mindestlohn hielten zwar
80 % der Deutschen für richtig, aber nur 2 % für wichtig. Güllners Fazit: Die SPD besetze die falschen Themen. Allerdings muss man wissen, dass Manfred Güllner zwar seit über 50 Jahren Mitglied der SPD ist, zur eigenen Partei aber ein gespaltenes Verhältnis und über einige Parteigrößen schon so manchen frechen Spruch in die Welt gesetzt hat. Rudolf Scharping hielt er schon als Ministerpräsident für „überfordert“, den ehemaligen Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten, Bundesminister und SPD-Vorsitzenden Björn Engholm für einen „begnadeten Nichtsnutz“, über den ehemaligen SPD-Vorsitzenden Kurt Beck grummelte er sein„Beck muss weg“, Franz Müntefering hielt er für einen Apparatschick, und über den aktuellen Stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Ralf Stegner sagte er einmal, der werde von den Menschen als Kotzbrocken wahrgenommen. Stimmt. Was übrigens das Mietenthema betrifft, so befragte Forsa im Auftrage
der Berliner Zeitung Mitte April auch gut 1.000 Berliner. Immerhin 64 % der Berliner erklärten dabei, sie hätten keine Sorge davor, sich ihre Wohnung aufgrund höherer Mieten oder Nebenkosten eventuell nicht mehr leisten zu können. 79 % der Berliner Mieter waren mit ihrer eigenen Wohnung zufrieden. Gab es irgendwann einmal in diesem Land auch nur einen einzigen Tag, an dem 79 % seiner Bewohner mit ihrer Regierung zufrieden waren? Trotzdem wird die Politik von
den Medien deutlich mehr gehätschelt als die Immobilienwirtschaft, obwohl Letztere die Bedürfnisse der Menschen ganz offensichtlich sehr viel effizienter befriedigt. Wenn man sich die regelrechten Angstkampagnen der Zeitungen vor den angeblichen Mietexplosionen vor Augen hält, ist es schon ein erstaunliches Ergebnis, dass 64 % der Berliner keine Angst vor steigenden Mieten haben.
Das müsste auch den Medien zu denken geben, wenn ihren Berichten so wenig Glauben geschenkt wird.