Archiv / Suche
9. Mai: Tag der Städtebauförderung
Namen & Nachrichten
30.03.2015 (GE 5/2015, S. 270) Ob sich die Bundesbauministerin
Dr. Barbara Hendricks, eine studierte Historikerin, etwas dabei gedacht hat, als sie jetzt den 9. Mai zum „Tag der Städtebauförderung“ ausgerufen hat?
Am
9. Mai 1945 genau um 0.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde im Offizierskasino der Pionierschule in Karlshorst von der deutschen Delegation um Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht – in der Urkunde vordatiert auf den 8. Mai 23.01 Uhr – unterschrieben, nachdem schon General Alfred Jodl am 7. Mai 1945 in Reims die Kapitulation mit formaler Gültigkeit ab 9. Mai, 00.01 Uhr MEZ unterzeichnet hatte, weshalb als Tag der Kapitulation – „Tag der Befreiung“ (Richard von Weizsäcker) – eigentlich der 9. und nicht der 8. Mai als korrektes Datum anzusehen wäre. Die deutschen
Städte lagen in Trümmern, könnte sich Barbara Hendricks gedacht haben – andererseits sind sie längst wieder aufgebaut. Vielleicht wollte die Ministerin auch den unausgestandenen Historikerstreit um die Frage, ob nun der 8. oder der
9. Mai das formale Kriegsende bedeutete, ein für alle Mal beenden oder gar den immer noch am 9. Mai feiernden Russen einen neuen Gedenktag entgegen setzen. Denkbar ist auch, dass bei der Ministerin und ihren Mitarbeitern bei der Erfindung des „Tages der Städtebauförderung“, der künftig jedes Jahr am 9. Mai begangen werden soll, der Historikerstreit gar nicht auf dem Radar war, weil das Spezialgebiet von Barbara Hendricks„Die Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein“ (Thema ihrer Promotionsarbeit) war. Mit dem neuen Tag haben wir aber ein Problem: Der 9. Mai ist nämlich seit 1985 für den Europatag reserviert. Aber angesichts der ganzen Streitereien mit den Griechen ist es vielleicht wirklich besser, wenn wir den Europatag erst einmal ausfallen lassen und uns ganz auf den „Tag der Städtebauförderung“ konzentrieren. Den sollen wir nach den Vorstellungen unserer Bauministerin mit – selbstverständlich förderungsfähigen – Stadtrundgängen, Podiumsdiskussionen und Planungswerkstätten feiern.
Städte lagen in Trümmern, könnte sich Barbara Hendricks gedacht haben – andererseits sind sie längst wieder aufgebaut. Vielleicht wollte die Ministerin auch den unausgestandenen Historikerstreit um die Frage, ob nun der 8. oder der
9. Mai das formale Kriegsende bedeutete, ein für alle Mal beenden oder gar den immer noch am 9. Mai feiernden Russen einen neuen Gedenktag entgegen setzen. Denkbar ist auch, dass bei der Ministerin und ihren Mitarbeitern bei der Erfindung des „Tages der Städtebauförderung“, der künftig jedes Jahr am 9. Mai begangen werden soll, der Historikerstreit gar nicht auf dem Radar war, weil das Spezialgebiet von Barbara Hendricks„Die Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein“ (Thema ihrer Promotionsarbeit) war. Mit dem neuen Tag haben wir aber ein Problem: Der 9. Mai ist nämlich seit 1985 für den Europatag reserviert. Aber angesichts der ganzen Streitereien mit den Griechen ist es vielleicht wirklich besser, wenn wir den Europatag erst einmal ausfallen lassen und uns ganz auf den „Tag der Städtebauförderung“ konzentrieren. Den sollen wir nach den Vorstellungen unserer Bauministerin mit – selbstverständlich förderungsfähigen – Stadtrundgängen, Podiumsdiskussionen und Planungswerkstätten feiern.
Autor: Dieter Blümmel
