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Der Verbrauch sinkt und die Kosten stagnieren
Die Energiewende kommt langsam auch den Verbrauchern zugute
13.06.2014 (GE 2014, S. 615) Der Vergleich von Verbraucherpreisen, Heizkosten und die Entwicklung des Energieverbrauchs scheinen bei Sicht auf längere Zeiträume zu belegen, dass die Energiewende in Deutschland zu greifen beginnt: Die Heizkosten verteuern sich seit der Heizkostenexplosion 2004/2005 langsamer als die Verbraucherpreise.

Der Verbrauch sinkt und die Kosten stagnieren

Deutschland verfolgt mit der EnEV hochgesteckte Energieeinsparungs- und Klimaschutzziele. Im Fokus stehen derzeit vor allem die stark gestiegenen Stromkosten. Doch wie entwickeln sich in Deutschland die Kosten für Heizung und Warmwasser? Wie stark haben die Preise für Energieträger in den letzten Jahren angezogen? Und wie hat sich der absolute Heizenergieverbrauch verändert?
Mit diesem Themenkomplex beschäftigte sich kürzlich die Bundesregierung in einer umfangreichen Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen (BT-Drs. 18/333). Die Ausführungen der Bundesregierung enthalten eine Fülle von (Zahlen-) Material, aber auch das Eingeständnis, dass die Quellenlage „zum Teil unzureichend“ sei – ein unbefriedigendes Ergebnis angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Energiewende und der Belastungen, die für die Bevölkerung damit verbunden sind. Was allerdings an Zahlen vorliegt, gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus: Die Energiewende scheint langsam zu greifen.

Fördermaßnahmen

Nach Angaben der KfW, auf die sich die Bundesregierung insoweit beruft, wurden zwischen 2005 und 2012 im Rahmen des KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramms insgesamt fast 1,6 Millionen Fördermaßnahmen registriert, mit denen jedes Jahr knapp 46 Petajoule (PJ) (ca. 13 Milliarden kWh) Endenergie eingespart werden sollen (vgl. Tabelle II auf Seite 616). Aufsummiert ergäben sich so bis Ende 2020 Einsparungen von insgesamt ca. 550 PJ durch die bereits geförderten Maßnahmen.
Derzeit steigt die Menge an eingesparter Energie jährlich um ca. 5,7 PJ – hielte dieser Trend an, beliefen sich die gesamten Einsparungen Ende 2020 auf 780 PJ. Andererseits würden so zwischen 2014 und 2020 nur ca. 160 PJ gespart – und damit das gesteckte Ziel von 175 PJ verfehlt.
Noch besteht allerdings allein im Bereich der Heizanlagen erhebliches Modernisierungspotential. So schätzt man seitens der Bundesregierung, dass von den deutschlandweit betriebenen 5,8 Millionen Öl- und 9,1 Millionen Gasfeuerungsanlagen jeweils ca. 20,6 % bzw. 14,3 % älter als 21 Jahre, 8,5 % respektive 4,7 % sogar älter als 29 Jahre alt sind. Schätzungsweise 400.000 Anlagen wurden bereits vor dem 1. Januar 1978 in Betrieb genommen.
Ein aktueller Wert für die Modernisierungsrate für Heizungssysteme wurde nicht beziffert. In den Jahren 2005 bis 2009 lag dieser allerdings im Mittel bei 2,8 %.

Heizkostenentwicklung

Betrachtet man die Entwicklung der Kosten für Heizung und Warmwasser pro Haushalt, wird zwischen 2002 und 2012 ein Anstieg von ca. 43 % verzeichnet, von durchschnittlich 748 € auf 1070 €. Zum Vergleich: Nominallöhne und Verbraucherpreise sind in derselben Zeit nur um knapp 17 % gewachsen.
Zu bemerken sind hierbei allerdings zwei Dinge:
Erstens weisen die von der Bundesregierung ausgewiesenen durchschnittlichen Heizkosten starke Schwankungen auf. Dies ist zu erwarten, da sowohl Witterung als auch schlicht die Preise die Gesamtkosten beeinflussen. Alle aus der Entwicklung der Heizkosten abgelesenen Informationen sind also mit Vorsicht zu genießen.
Zweitens trat der größte Teil der Verteuerung zwischen 2002 und 2006 ein. Hier stiegen die durchschnittlichen Heizkosten bereits um fast 32 %.
Zwischen 2006 und 2012 stiegen die Kosten allerdings nur noch um ca. 8 % und damit geringer als die Verbraucherpreise (11 %) und die Nominallöhne (14 %). Dies könnte auf eine Entschleunigung der Heizkostenzuwächse hindeuten, auch wenn diese Aussage aufgrund der stark schwankenden Verbrauchszahlen mit Vorsicht zu genießen ist.

Verbrauch und Energiepreise

Insgesamt verbrauchten die deutschen Haushalte 2012 ca. 6,3 % weniger Energie für Heizung und Warmwasser als noch 2008. Der Verbrauch für Raumwärme ging dabei um 9,2 % zurück, der für Warmwasser stieg (!) allerdings um 9 %. Dass die Heizkosten trotz eines zuletzt leicht gesunkenen Verbrauchs nicht ebenfalls sanken, ist dem anhaltenden Preisanstieg bei den Energieträgern zuzuschreiben. Diese verteuerten sich weiter, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Die stärksten Zuwächse, aber auch die größten Schwankungen wurden bei den Heizölpreisen erfasst. Diese wuchsen im Schnitt um 9,7 % pro Jahr. Besonders stabil waren die Preise für Holzpellets. Hier wurde eine jährliche Steigerung von lediglich 2,9 % verzeichnet. Im Durchschnitt der betrachteten Energieträger verteuerte sich die Kilowattstunde Heizenergie zwischen 2002 und 2012 um 5,1 % jährlich von etwa 4,7 ct auf 8,3 ct. Hierbei ist zu beachten, dass neben Holzpellets keine weiteren erneuerbaren Energiequellen einbezogen wurden. Insbesondere im Bereich der Solarthermie fehlt es an Zahlen.
Zwar wurden seit 2002 jährlich im Schnitt 125.000 Solarkollektoranlagen in Deutschland installiert, in welchem Maße diese jedoch zur Wärmeversorgung beitragen, ist nicht bekannt.
Insgesamt lag die Belastung eines durchschnittlichen deutschen 4-Personenhaushalts durch Energiekosten nach Angaben der Bundesregierung bei ca. 3,9 % des Nettoeinkommens. 2002 waren es nur 2,8 %. Einkommensschwache Haushalte müssen sogar durchschnittlich 6,5 % des Nettoeinkommens für Energiekosten aufbringen (Tabelle IV).
Die Zusammensetzung der für Raumwärme und Warmwasser verwendeten Energieträger änderte sich seit 2008 zugunsten erneuerbarer Energien und Fernwärme. Die aus erneuerbaren Quellen gewonnene Heizenergie wuchs um 32 % von 229,3 PJ auf 303,7 PJ. Damit stieg der erneuerbare Anteil von 10,7 % auf 14,9 %. Der Anteil der fossilen Energieträger verringerte sich von 76,3 % auf 71,7 %, was etwa einer Energie von 200 PJ entspricht.

Fazit

Die Bundesregierung malt ein sehr positives Bild vom bisherigen Verlauf der Energiewende. Der Anteil erneuerbarer Energieträger am gesamten Heizenergieverbrauch stieg deutlich an, während die fossilen etwas an Bedeutung verlieren, der Gesamtverbrauch ist ebenfalls rückläufig, und die Heizkosten pro Haushalt steigen langsamer als noch vor einigen Jahren. Es sollte allerdings erwähnt werden, dass die Strompreise seit 2008 von 21,7 auf 29,2 ct/ kWh, also um fast 35 % gestiegen sind.

(Weitere Grafiken finden Sie in GE 10/2014)
Autor: Dr. Pascal Blümmel