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Namen & Nachrichten - Peter Ramsauer
16.04.2014 (GE 7/14, 411) Schau an, schau an, der Ramsauer Peter. Seit er nicht mehr Bundesbauminister ist, sondern neuerdings Vorsitzender des Wirtschafts- und Energieausschusses im Deutschen Bundestag, kann er wieder richtig bayerisch-derb geradeaus reden. Jüngst gab er dem Magazin DER SPIEGEL ein Interview, bei dem man sich die Augen reiben konnte. Mit angelegter Lanze ritt der klavierspielende Feingeist Freund – Angela Merkel – und Feind – Sigmar Gabriel – im Parforceritt nieder.
Als Bauminister, so das Magazin provozierend, habe er mit „übersichtlichem Erfolg“ Investitionen in die Infrastruktur gefordert, für die Rente lasse die Regierung jetzt binnen kurzer Zeit Milliarden springen. Ramsauer: Die Antwort sei so einfach wie traurig: „ Wir setzen die falschen Schwerpunkte.“ Bei den Koalitionsverhandlungen hätten sich diejenigen durchgesetzt, die unter der Überschrift „vermeintlicher Gerechtigkeit Geld verteilen“, doch vor dem Verteilen stehe das Erwirtschaften. Auf die Frage, warum sich gerade die Sozialpolitiker durchsetzen und nicht die Verkehrs- und Bildungspolitiker, war Ramsauers Antwort: „Weil
 es uns scheinbar zu gut geht.“ Und: „Wir verraten das Erbe Gerhard Schröders und verscherbeln die Dividende seiner Reformen.“ Genau so liest sich das, wenn man der Bundeskanzlerin eine Ohrfeige verpasst. Als Minister hätte sich Ramsauer so etwas nicht getraut. Merkel ist bei Leibe nicht die Einzige, die abgewatscht wird. Zu Sigmar Gabriel fällt dem ehemaligen Minister Folgendes ein: „Wenn die EEG-Reform so kommt, wie Gabriel sie vorschlägt, sind wir auf dem besten Weg, unsere Wettbewerbsfähigkeit preiszugeben.“ Und auch für die Grünen hat Ramsauer ein Häppchen bereit: Wer die Strompreise senken wolle, müsse zurück zur Atomkraft. Das wolle „im Moment“ zwar niemand, „aber ich schließe nicht aus, dass wir in ein paar Jahren zu der Überzeugung kommen, dass die Entwicklung aus dem Ruder läuft und wir uns die Energiewende so nicht leisten können und wollen“. Zum geplanten Mindestlohn fiel dem Exminister der Satz ein: „Wir spielen mit dem Feuer.“ Ganz am Ende des Interviews bediente sich der Exminister sogar einer rhetorischen Figur, die er bislang nicht beherrscht hat, der Ironie. Zitat: „Angela Merkel hat die Fehlentwicklungen sehr genau im Auge. Ich bin mir sicher, dass die Kanzlerin sie beizeiten genauso deutlich benennen wird wie ich heute.“ Mit dem Gebrauch der Ironie verbindet man bekanntlich die Erwartung, dass der wahre Sinn einer Äußerung verstanden wird, wenn auch vielleicht nicht von jedem und schon
 gar nicht von jedem in vollem Umfang. Recht hat er ja, der Ramsauer Peter, aber als Minister hätte er sich sowas nicht getraut. Und jetzt ist es zu spät, der Merkel Angela die sprichwörtlichen Lederhosen auszuziehen.