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Haus im Grünen oder Grüne im Haus?
10.03.2009 (GE 05/2009, 280) Neues Theaterstück aus Kreuzberg: „Lieber ein Haus im Grünen als einen Grünen im Haus“. Das Bühnenbild liefert ein ehemals besetztes Haus in der Kottbusser Straße, heute bevölkert von einer Schar linksalternativ-grün bewegter Bewohner in der gutbürgerlich-angepassten Rechtsform einer GbR, im Erdgeschoss ein Laden, bislang vermietet an den Betreiber eines kurdischen Cafés, der demnächst auszieht.

Haus im Grünen oder Grüne im Haus?

Hauptdarsteller und (fast) Alleinunterhalter: Franz Schulz, grüner Bezirksbürgermeister. In der Rolle des Deus ex machina: Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen und Eigentümer einer fußläufig entfernten Wohnung. Nebendarsteller und Komparsen: Die Eigentümer des Bühnenbildes (also die eingangs erwähnte linksalternativ-grün bewegte GbR), Mitglieder einer Bürgerinitiative und jede Menge autonomer Linker und Fixer, letztere der Anlass für die Gründung der Bürgerinitiative, welche die Fixer am liebsten dort hätte, wo der sprichwörtliche Pfeffer wächst. Auftritt Schulz: Über den Tagesspiegel lässt er lancieren, dass er dort, wo einst kurdischer Kaffee geschlürft wurde, einen Drogenkonsumraum einrichten (also faktisch nichts verändern) möchte. Die Örtlichkeit sei ideal als Anlaufstelle für aussteigewillige Drogenabhängige. Möglicherweise hat sich der Mann gedacht, dass man in der ehemaligen Hausbesetzerszene auf Verständnis für eine – noch dazu öffentlich-rechtliche – Besetzung für einen guten Zweck hoffen darf, statt die nun rechtmäßigen Eigentümer zu fragen, ob sie denn wenigstens eine geringe Lust dazu verspüren, das Erdgeschoss ihres Hauses als Fixerstube zu vermieten. Haben sie offenbar nicht, dafür bereits einen anderen Nachmieter. Und sie sind enttäuscht von Franz Schulz, denn nicht wenige haben ihn und seine grünen Mannen gewählt beim letzten Mal. Zweite Szene, Schulz, großer Monolog: Er habe, so deklamiert und reklamiert er, allergrößte Schwierigkeiten, in Kreuzberg einen Fixerraum zu finden (Chor der Komparsen: „Wo, wenn nicht hier? Wann, wenn nicht jetzt?“). Schulz: Er erwarte grüne Bürgerpflicht und von seinen Parteimitgliedern, dass sie mit Blick auf das drogenpolitische Rahmenprogramm der Partei prüfen, ob eine solche Einrichtung bei ihnen möglich sei. Es folgt vielstimmiges Geschrei mit dem Hinweis, am Görlitzer Park, wo der Bezirksbürgermeister wohne, gäbe es genügend Platz für Fixerstuben ohne Ende. Auftritt Özdemir, der von oben auf das Schlachtfeld schwebt, ohne sich freilich bis ins Getümmel abzuseilen. Es geht um grüne Stimmen, ja es geht um mehr: Um Christian Ströbeles direkte Wiederwahl in den Deutschen Bundestag, ein Projekt von nationaler Bedeutung, das Vaterland ist in Gefahr. Kannen von Öl („Konfrontationen abwenden“, „verschiedene Seiten zusammenbringen“) hat der Deus ex machina mitgebracht, um sie über die Streitenden zu kippen. Pause. War das nun Öl auf die Wogen oder ins Feuer? Fortsetzung folgt ganz sicher. Das Publikum ist gefesselt und gespannt, wie es weitergeht.
Autor: Dieter Blümmel