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Stärkere Verwertung von organischen Abfällen in Berlin geplant
BSR: Mit der BIOGUT-Tonne unter die Gasproduzenten
15.12.2008 (GE 23/2008, 1515) Rund 120.000 Tonnen organische Abfälle pro Jahr sammeln die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR), 53.000 Tonnen pro Jahr stammen aus der BIOGUT-Tonne. 60.000 Tonnen organische Abfälle sollen künftig in einer Vergärungsanlage zu Biogas werden.
Verwertet werden die organischen Abfälle derzeit in Kompostanlagen rund um Berlin. Aus Laub, Grünschnitt, den Inhalten der Laubsäcke und Biotonnen und nicht zuletzt den Weihnachtsbäumen wird so ein wichtiger Bodenverbesserer. Künftig soll ein weiterer Nutzen dazukommen die Erzeugung von Biogas, mit dem die BSR in erster Linie ihre gasbetriebenen Sammelfahrzeuge betanken will. Die dann noch verbleibenden flüssigen und festen Gärreste werden auch weiterhin als Humus und Dünger in der Landwirtschaft und im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt. Bei dem bisherigen Sammelvolumen an Bioabfällen aus der BIOGUT-Tonne soll es aber nicht bleiben. Die BSR wollen nicht zuletzt unter dem Druck der Politik deutlich mehr Bioabfälle einsammeln und verwerten (intern wird sogar von einer Verwertung des braunen Goldes gesprochen). Dafür werben die Stadtreinigungsbetriebe jetzt mit einer berlinweiten Kampagne (vgl. auch unser Titelbild) u. a. durch eine Wurfsendung in alle Haushalte. Auf rund 100.000 Tonnen Bioabfälle aus der BIOGUT-Tonne will man kommen. Das entspricht gegenüber dem Stand von 2007 (53.000 Tonnen) fast einer Verdoppelung.
Die jetzige Initiative der BSR kommt sieht man einmal von den Wünschen der Berliner Politik ab nicht von ungefähr. Bei der Entsorgung von Bioabfall steht ähnlich wie beim Restabfall im Jahr 2005 (seit damals dürfen nicht vorbehandelte Abfälle nicht mehr deponiert werden) eine Zeitenwende bevor. Durch rechtliche Auflagen wird sich die Situation der Kompostierung technisch und wirtschaftlich verändern und in den nächsten Jahren teurer werden. Auf der anderen Seite bietet der Gesetzgeber Vergütungen nach dem Erneuerbare Energiengesetz (EEG) und auch nach der Gasnetz-Nutzungsverordnung neue Erlösquellen, wenn in Vergärungsanlagen aus Bioabfällen Biogas gewonnen wird. Die Kosten für diese hochwertigere, aber bisher auch deutlich teurere Verwertung sinken damit und wachsen in die Wirtschaftlichkeit.
In den nächsten Jahren werden sich so die Kosten beider Verwertungswege Vergärung einerseits und Kompostierung andererseits einander annähern. Mit Blick auf diese Marktentwicklung haben die BSR die künftige Sammlung und Verwertung der Bioabfälle konzipiert und glauben, damit einen guten Zeitpunkt für den Wechsel der Verwertungswege erwischt zu haben.
Der vergärbare Anteil der Bioabfälle soll künftig in Vergärungsanlagen behandelt werden. Zunächst hatte die Berliner Politik zwei davon gewünscht, wurde aber offenbar von den BSR davon überzeugt, sich zunächst mit einer Anlage zu begnügen; sie zu füttern wird aufgrund der in der Bevölkerung nach wie vor weit verbreiteten Abneigung gegen die BIOGUT-Tonne (Stinkt, ist unhygienisch, zieht Ratten und anderes Getier an ) schwer genug. Der Bau einer ersten Anlage, die auf einer Brachfläche in Ruhleben entstehen soll (Jahreskapazität von 60.000 Tonnen), ist derzeit europaweit ausgeschrieben. Bei zügiger Planung und Genehmigung kann diese Anlage 2010 in Betrieb genommen werden.
Für eine zweite Vergärungsanlage steht ein Grundstück der BSR im Bezirk Marzahn zur Verfügung. Alle Vorarbeiten, wie z. B. die Umweltverträglichkeitsuntersuchung, werden für dieses Grundstück weiter vorangetrieben. So könnte die zweite Anlage mit einer Kapazität von 45.000 Tonnen pro Jahr schnell errichtet werden, wenn es gelingt, die Berliner zur intensiveren Trennung der Bioabfälle und damit zur Steigerung der separat erfassten Mengen zu motivieren.
Allerdings ist von den BSR nicht zu erwarten, dass sie den Bogen überspannen, denn jede Tonne Abfall in den BIOGUT-Tonnen fehlt dem Unternehmen in der Grauen Tonne, was bei praktisch gleichbleibenden Fixkosten auf der einen Seite und Erlösschmälerungen bei der Grauen Tonne auf der anderen Seite unweigerlich Druck auf die Müllgebühren ausübt.
Wie funktioniert das nun mit der Erzeugung von Biogas aus Bioabfall? Im Prinzip wie bei der Kuh. Wie beim natürlichen Vorbild aus dem Tierreich entstehen auch bei der Vergärungstechnik für Bioabfälle Biogas sowie feste und flüssige Gärreste. Verfahrenstechnisch wurde die sog. Trockenvergärung gewählt, die optimal bei einem Wassergehalt von 60 bis 80 % arbeitet. In dieser Bandbreite bewegt sich der Wassergehalt des Berliner Bioabfalls, der überwiegend aus Küchenresten besteht.
Auch mit der Verwertung des entstehenden Biogases wollen die BSR einen neuen Weg gehen. Das Gas wird auf Erdgasqualität aufbereitet und ins Gasnetz vor Ort eingespeist. An anderer Stelle wird dieses Gas durch Gastankstellen geplant sind derzeit zwei Standorte entnommen und zur Betankung der gasbetriebenen Müllsammelfahrzeuge der BSR genutzt. Rund 50 solcher Fahrzeuge gehören derzeit zum BSR-Fuhrpark. Um das Gas aus der Anlage optimal zu nutzen, will die BSR die Anzahl dieser Fahrzeuge sukzessive mindestens verdoppeln. Damit verfolgen die BSR von allen lobenswerten Umweltaspekten abgesehen auch noch einen banalen wirtschaftlichen Zweck: einen Teil der Fahrzeugflotte von den künftig sicherlich wieder steigenden Dieselpreisen unabhängig zu machen was letztlich auch den Gebührenzahlern zugute kommt.
Bei rund 85 % der Berliner Haushalte steht bereits eine BIOGUT-Tonne im Hof leider oft noch zu wenig genutzt, klagen die BSR. Mit Informationen und Motivation will das Unternehmen helfen, das zu ändern. Dazu gehört zum Beispiel die aktuelle Kampagne, deren augenzwinkernder Blickfang die Werke alter Meister aus der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin sind. Auch mit Plakaten, Hauswurfsendungen und Freikarten in Kneipen und Restaurants sollen die Berliner noch stärker zum Trennen und Sammeln angeregt werden.
Auch für eine stärkere Akzeptanz der Trennung von Bioabfällen wollen die BSR etwas tun. Sie haben jüngst das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) mit einer Untersuchung beauftragt, die den gesamten Weg von der Küche bis zur Tonne analysieren und Empfehlungen abgeben soll, wie die Akzeptanz der getrennten Sammlung von Bioabfällen und damit letztlich die Menge gesteigert werden kann.
Die jetzige Initiative der BSR kommt sieht man einmal von den Wünschen der Berliner Politik ab nicht von ungefähr. Bei der Entsorgung von Bioabfall steht ähnlich wie beim Restabfall im Jahr 2005 (seit damals dürfen nicht vorbehandelte Abfälle nicht mehr deponiert werden) eine Zeitenwende bevor. Durch rechtliche Auflagen wird sich die Situation der Kompostierung technisch und wirtschaftlich verändern und in den nächsten Jahren teurer werden. Auf der anderen Seite bietet der Gesetzgeber Vergütungen nach dem Erneuerbare Energiengesetz (EEG) und auch nach der Gasnetz-Nutzungsverordnung neue Erlösquellen, wenn in Vergärungsanlagen aus Bioabfällen Biogas gewonnen wird. Die Kosten für diese hochwertigere, aber bisher auch deutlich teurere Verwertung sinken damit und wachsen in die Wirtschaftlichkeit.
In den nächsten Jahren werden sich so die Kosten beider Verwertungswege Vergärung einerseits und Kompostierung andererseits einander annähern. Mit Blick auf diese Marktentwicklung haben die BSR die künftige Sammlung und Verwertung der Bioabfälle konzipiert und glauben, damit einen guten Zeitpunkt für den Wechsel der Verwertungswege erwischt zu haben.
Der vergärbare Anteil der Bioabfälle soll künftig in Vergärungsanlagen behandelt werden. Zunächst hatte die Berliner Politik zwei davon gewünscht, wurde aber offenbar von den BSR davon überzeugt, sich zunächst mit einer Anlage zu begnügen; sie zu füttern wird aufgrund der in der Bevölkerung nach wie vor weit verbreiteten Abneigung gegen die BIOGUT-Tonne (Stinkt, ist unhygienisch, zieht Ratten und anderes Getier an ) schwer genug. Der Bau einer ersten Anlage, die auf einer Brachfläche in Ruhleben entstehen soll (Jahreskapazität von 60.000 Tonnen), ist derzeit europaweit ausgeschrieben. Bei zügiger Planung und Genehmigung kann diese Anlage 2010 in Betrieb genommen werden.
Für eine zweite Vergärungsanlage steht ein Grundstück der BSR im Bezirk Marzahn zur Verfügung. Alle Vorarbeiten, wie z. B. die Umweltverträglichkeitsuntersuchung, werden für dieses Grundstück weiter vorangetrieben. So könnte die zweite Anlage mit einer Kapazität von 45.000 Tonnen pro Jahr schnell errichtet werden, wenn es gelingt, die Berliner zur intensiveren Trennung der Bioabfälle und damit zur Steigerung der separat erfassten Mengen zu motivieren.
Allerdings ist von den BSR nicht zu erwarten, dass sie den Bogen überspannen, denn jede Tonne Abfall in den BIOGUT-Tonnen fehlt dem Unternehmen in der Grauen Tonne, was bei praktisch gleichbleibenden Fixkosten auf der einen Seite und Erlösschmälerungen bei der Grauen Tonne auf der anderen Seite unweigerlich Druck auf die Müllgebühren ausübt.
Wie funktioniert das nun mit der Erzeugung von Biogas aus Bioabfall? Im Prinzip wie bei der Kuh. Wie beim natürlichen Vorbild aus dem Tierreich entstehen auch bei der Vergärungstechnik für Bioabfälle Biogas sowie feste und flüssige Gärreste. Verfahrenstechnisch wurde die sog. Trockenvergärung gewählt, die optimal bei einem Wassergehalt von 60 bis 80 % arbeitet. In dieser Bandbreite bewegt sich der Wassergehalt des Berliner Bioabfalls, der überwiegend aus Küchenresten besteht.
Auch mit der Verwertung des entstehenden Biogases wollen die BSR einen neuen Weg gehen. Das Gas wird auf Erdgasqualität aufbereitet und ins Gasnetz vor Ort eingespeist. An anderer Stelle wird dieses Gas durch Gastankstellen geplant sind derzeit zwei Standorte entnommen und zur Betankung der gasbetriebenen Müllsammelfahrzeuge der BSR genutzt. Rund 50 solcher Fahrzeuge gehören derzeit zum BSR-Fuhrpark. Um das Gas aus der Anlage optimal zu nutzen, will die BSR die Anzahl dieser Fahrzeuge sukzessive mindestens verdoppeln. Damit verfolgen die BSR von allen lobenswerten Umweltaspekten abgesehen auch noch einen banalen wirtschaftlichen Zweck: einen Teil der Fahrzeugflotte von den künftig sicherlich wieder steigenden Dieselpreisen unabhängig zu machen was letztlich auch den Gebührenzahlern zugute kommt.
Bei rund 85 % der Berliner Haushalte steht bereits eine BIOGUT-Tonne im Hof leider oft noch zu wenig genutzt, klagen die BSR. Mit Informationen und Motivation will das Unternehmen helfen, das zu ändern. Dazu gehört zum Beispiel die aktuelle Kampagne, deren augenzwinkernder Blickfang die Werke alter Meister aus der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin sind. Auch mit Plakaten, Hauswurfsendungen und Freikarten in Kneipen und Restaurants sollen die Berliner noch stärker zum Trennen und Sammeln angeregt werden.
Auch für eine stärkere Akzeptanz der Trennung von Bioabfällen wollen die BSR etwas tun. Sie haben jüngst das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) mit einer Untersuchung beauftragt, die den gesamten Weg von der Küche bis zur Tonne analysieren und Empfehlungen abgeben soll, wie die Akzeptanz der getrennten Sammlung von Bioabfällen und damit letztlich die Menge gesteigert werden kann.