Archiv / Suche
Katastrophen - auch sprachlich
27.11.2008 (GE 22/2008, 1441) Dass die Finanzkatastrophe, die über uns hereingebrochen ist, mit totaler sprachlicher Volksverdummung einhergegangen ist, ja dass die sprachliche Vernebelung des Geschehens durch die Verwendung eines Anglo-Lateins von der Qualität des Angler-Lateins geradezu die Voraussetzung für das ganze Desaster war und ist, spricht sich langsam herum und ist in dieser Zeitschrift schon frühzeitig kommentiert worden (GE 2/2008). Auch dass die Bilanzierungsregeln nach IFRS erst die Voraussetzung für das Aufpumpen des Finanzballons geschaffen haben, war hier nachzulesen (GE 8/2008).
Nun ist nicht nur der Ballon geplatzt, sondern die Regeln werden auch mal eben geändert weg vom fair value, hin zu Marktwerten, die den voraussichtlichen Ertrag einer Anlage im Auge haben: dem discounted cash flow. Alles englisch, alles etwas schwer verständlich, denn fair value klingt ja fast wie fair lady und die war doch eher zickig, ordinär und aufsässig.
Und die Bankmenschen können es nicht lassen. Nicht nur, dass uns in der Immobilienwirtschaft assets, properties und real estates permanent um die Ohren gehauen werden, nein, es geht noch besser. Die Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank ist z. B. ein tolles Investment, weil man so viel im back office einsparen könne, während das front office sowohl im retail als auch private und commercial banking sowie im wealth management zu den assets gehört und nicht wie die SIVs, CONDUITs, LBOs als non-core assets degradiert werden (Financial Times Deutschland und Sprachnachrichten vom Oktober 2008).
Wissen Sie, was ein Hedge Fonds ist und was er genau zum Inhalt hat? Ich nicht!
Genau diese Fonds sollen aber den Absturz des Aktienmarktes auf dem nicht vorhandenen Gewissen haben. Und dann sind da noch die Finanzinvestoren, die Heuschrecken, die sich auch an ihren Immobilieneinkäufen überfressen haben dürften. Dass Dresden rechtzeitig seinen Wohnungsbestand an eine solche Adresse verscherbelt hat, dürfte der Stadt zum Segen gereichen, dem Käufer schon weniger. Denn all diese Pakete waren zu teuer, wenn man Verzinsung und Tilgung und Instandhaltung ehrlich rechnet. Da werden nicht nur die Heuschrecken, sondern auch deren Hausbanken noch dicke Mäntel und warme Stiefel brauchen, um den nahenden Finanzwinter zu überstehen.
Und derweil werden die alten, gestandenen Immobilienverwalter, die Wohnungsbaugesellschaften und Grundeigentümer versuchen, ihre Wohngebäude (appartmenthouses), ihre Einkaufszentren (shopping centers) und ihre Bürohäuser (office buildings) weiter auf treudeutsche Art zu verwalten, zu vermieten und vielleicht sogar das eine oder andere Häuschen dazuzukaufen sofern es auch in Zukunft noch das eine oder andere Kreditchen geben sollte. Denn nach der Phase der Kreditvermehrung wie im Märchen kommt nun wohl die Zeit der Kreditverknappung, bis es quietscht, Motto: Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln.
Und wie man liest, zählen Investmentbanker jetzt zu den Hauptkunden der Psychotherapeuten in New York und London. Da tröstet dann ein Wort von Theodor Fontane, gemünzt allerdings auf einen Politiker namens Vogelsang (in Effi Briest): Er kann doch nur als Warnungsschatten vor den Principien stehen, die das Unglück haben, von ihm vertreten zu werden.
Und die Bankmenschen können es nicht lassen. Nicht nur, dass uns in der Immobilienwirtschaft assets, properties und real estates permanent um die Ohren gehauen werden, nein, es geht noch besser. Die Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank ist z. B. ein tolles Investment, weil man so viel im back office einsparen könne, während das front office sowohl im retail als auch private und commercial banking sowie im wealth management zu den assets gehört und nicht wie die SIVs, CONDUITs, LBOs als non-core assets degradiert werden (Financial Times Deutschland und Sprachnachrichten vom Oktober 2008).
Wissen Sie, was ein Hedge Fonds ist und was er genau zum Inhalt hat? Ich nicht!
Genau diese Fonds sollen aber den Absturz des Aktienmarktes auf dem nicht vorhandenen Gewissen haben. Und dann sind da noch die Finanzinvestoren, die Heuschrecken, die sich auch an ihren Immobilieneinkäufen überfressen haben dürften. Dass Dresden rechtzeitig seinen Wohnungsbestand an eine solche Adresse verscherbelt hat, dürfte der Stadt zum Segen gereichen, dem Käufer schon weniger. Denn all diese Pakete waren zu teuer, wenn man Verzinsung und Tilgung und Instandhaltung ehrlich rechnet. Da werden nicht nur die Heuschrecken, sondern auch deren Hausbanken noch dicke Mäntel und warme Stiefel brauchen, um den nahenden Finanzwinter zu überstehen.
Und derweil werden die alten, gestandenen Immobilienverwalter, die Wohnungsbaugesellschaften und Grundeigentümer versuchen, ihre Wohngebäude (appartmenthouses), ihre Einkaufszentren (shopping centers) und ihre Bürohäuser (office buildings) weiter auf treudeutsche Art zu verwalten, zu vermieten und vielleicht sogar das eine oder andere Häuschen dazuzukaufen sofern es auch in Zukunft noch das eine oder andere Kreditchen geben sollte. Denn nach der Phase der Kreditvermehrung wie im Märchen kommt nun wohl die Zeit der Kreditverknappung, bis es quietscht, Motto: Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln.
Und wie man liest, zählen Investmentbanker jetzt zu den Hauptkunden der Psychotherapeuten in New York und London. Da tröstet dann ein Wort von Theodor Fontane, gemünzt allerdings auf einen Politiker namens Vogelsang (in Effi Briest): Er kann doch nur als Warnungsschatten vor den Principien stehen, die das Unglück haben, von ihm vertreten zu werden.
Autor: Dietmar Otremba






