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Umfrage: Berliner CDU verliert in der Wählergunst
25.08.2008 (GE 16/2008, 1006) Nein, schön sind die Zahlen nicht, die von den Meinungsforschern der Berliner CDU präsentiert werden. Meilenweit entfernt sind sie von den Zeiten der modernen Großstadtpartei, die einst von Leuten wie Eberhard Diepgen, Klaus Landowsky, Peter Kittelmann, Elmar Pieroth, Ulf Fink, Klaus Franke oder auch ja, der gehörte auch dazu Richard von Weizsäcker repräsentiert wurde.
Wer hätte gedacht, dass die Berliner Christdemokraten sich jemals ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Nachfolgepartei der SED liefern würden (beide liegen in Umfragen derzeit bei 20 %)? Das hat auch mit dem Führungspersonal zu tun. Besser gesagt: mit dem Fehlen von Führungspersonal. Dass Friedbert Pflüger immer noch mehr oder weniger unangefochten Spitzenmann ist, verdankt er dem Fehlen jeglicher Alternative. Die Berliner CDU ist ja nicht einmal mehr in der Lage, Ersatz für einen simplen Bezirksbürgermeisterposten zu finden, wie das Beispiel der angeschlagenen Marlies Wanjura in Reinickendorf zeigt. Vor allem in Ost-Berlin findet die CDU praktisch nicht statt (dort liegt sie bei 12 %), obwohl dort mit Mario Czaja das derzeit größte politische Talent beheimatet ist. Czaja weist zwar exzellente Werte in seinem Wahlkreis auf, aber von der Fraktion und vom Landesverband der Christdemokraten wird er kleingehalten und als sogenannter Ost-Beauftragter auf Begrüßungs-Onkel-Niveau gedrückt. Wowereit jedenfalls muss sich keine Gedanken um die nächste Wahl machen, obwohl die SPD bei auch nicht gerade berauschenden 26 % liegt. Aber weiter nach unten durchrutschen wird Wowereit mit der SPD wohl nicht mehr, selbst wenn sein Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin sich jetzt wöchentlich äußern würde. Schließlich sind Sarrazins Aphorismen eine Art Garantie dafür, dass der Strom von potentiellen CDU-Wählern ins Lager der Sozis stabil bleibt.
Autor: Dieter Blümmel