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Zwietracht am Gartenzaun
Abgeordneter Benneter spritzt Handwerker nass
25.08.2008 (GE 16/2008, 1006) Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt nein, vom Schlagersänger Roland Kaiser stammt das nicht, obwohl der sich einst der wie in Stein gemeißelten Zeilen für einen Schlagertext bedient hatte, sondern aus Friedrich Schillers Schweizer-Drama Wilhelm Tell. Den Ewigkeitswert dieser Erkenntnis stellte als Beitrag zum SPD-Sommertheater kürzlich der ehemalige Generalsekretär der Sozialdemokraten und Bundestagsabgeordnete Klaus-Uwe Benneter unter Beweis.
Ausschlafen wollte er an einem seiner wenigen freien Tage in der sitzungsfreien Zeit, doch daraus wurde nichts. Ob es am Fleiß unserer Bauarbeiter oder an der Hitze lag wir wissen es nicht. Jedenfalls begannen die fleißigen Handwerker frühmorgens um 5.45 Uhr, das Nachbarhaus zu verputzen. Benneter beschwerte sich, die Arbeiter rechtfertigten ihren Frühstart mit der Hitze, gaben jedoch zwei Tage Ruhe. Am dritten Tag klirrten die Putzkellen wieder zu nachtschlafener Zeit und riefen den Abgeordneten Benneter erneut auf den Plan. Und weil Hitze nicht nur in der Luft lag, sondern auch im Gemüt des Volksvertreters, eskalierte die Sache. Benneter griff folgerichtig zum Gartenschlauch und verpasste den unter der Hitze leidenden Bauarbeitern damit eine Abkühlung. Wobei einem der Bauarbeiter früher waren das offensichtlich ganz andere Kerle vor Schreck die Kelle aus der Hand fiel. Möglicherweise ist sie ihm dabei auch auf den Fuß gefallen, denn nur so ließe sich erklären, dass Benneter wegen Körperverletzung angezeigt worden wäre (was nach unseren Informationen nicht der Fall ist). Eine Lappalie. Schade, dass es in Deutschland nicht so etwas wie eine Missbrauchsgebühr für unnötige Strafanzeigen gibt. Immerhin haben wir durch die Angelegenheit auch gelernt, dass Klaus-Uwe Benneter nicht zu jenen gehört, die sich um Deutschland Sorgen machen und mit Heinrich Heine fabulieren Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Aber wenn Bauarbeiter so früh aufstehen in Deutschland, dann muss man ja auch nicht um den Schlaf gebracht werden, auch wenn man es dann paradoxerweise genau dadurch wird. Es sei denn, es waren polnische Bauarbeiter. Dann freilich hätte es seine Berechtigung gehabt, dass Benneter um seinen Schlaf gebracht wird, denn schließlich ist er Abgeordneter. Inzwischen hat Benneter angekündigt, er wolle mit den Bauarbeitern eine Versöhnungs-Grillparty feiern. Hoffentlich endet die nicht mit Brand- statt mit Wasserflecken.
Autor: Dieter Blümmel