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Stadtplanung
Lüscher gründet Berliner Baukollegium
25.08.2008 (GE 16/2008, 1008) Wenn ich mal nicht weiter weiß, gründ ich einen Arbeitskreis, spottet der Volksmund. Regula Lüscher, die aus der Schweiz stammende Berliner Senatsbaudirektorin, hat einen gegründet. Baukollegium nennt sich das Fachgremium, das zu den wichtigen Entwicklungs- und Einzelprojekten künftig Stellung nehmen soll.
Mitglieder des Gremiums sind die Architekten Claus Anderhalten und Hilde Léon (Berlin), Iris Reuther (Leipzig), Daniel Niggli (Zürich) und Adolf Krischanitz (Wien), außerdem Efraim Gothe, der Baustadtrat des Bezirksamts Mitte. Gute Namen, was die Architekten betrifft, aber so ein richtiger Knaller sieht man einmal von Adolf Krischanitz ab ist auch nicht gerade dabei. Immerhin aber eine gute Mischung aus Jugend und Erfahrung: Wer weiß, vielleicht hilfts. Und Hilfe braucht die Nachfolgerin von Hans Stimman, besonders glücklich hat sie bisher nicht agiert, falls man überhaupt von Agieren sprechen kann. Seit Wochen häufen sich in der Tagespresse negative Berichte, von Überforderung ist die Rede, zu akademisch, zögerlich, abgehoben bis arrogant sei sie, die Sache mit der Infobox am Potsdamer Platz wird ihr vorgehalten, vor allem aber, dass die Sanierung der Staatsoper neu ausgeschrieben werden muss. Dafür freilich verdient sie keinen Vorwurf. Mit der Geschmacksverirrung von Klaus Wowereit und Kulturstaatsminister Bernd Neumann, die sich für das plüschige Innere der Staatsoper aus der DDR-Anfangszeit entschieden, musste man wirklich nicht rechnen angesichts des wahrlich kühnen und modernen Entwurfs für den Staatsoper-Innenraum, den der Wettbewerbsgewinner Klaus Roth vorgelegt hatte. Solche Ergebnisse braucht die Stadt. Deshalb sollte sich Regula Lüscher nicht ins Boxhorn jagen, sondern öfter mal ein Alphorn ertönen lassen.
Autor: Dieter Blümmel