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Gutachten für Tempelhof lassen auf sich warten
14.08.2008 (GE 15/2008, 944) Ein Zuckerschlecken wird das nicht: die anstehende Bewertung des Flughafens Tempelhof. Eigentlich sollte die Aufgabe der Berliner Gutachterausschuss für Grundstückswerte schultern, aber der hat kein Personal. Deshalb hat man die Aufgabe ausgeschrieben, und die freien Sachverständigen dürfen Angebote abgeben.

Gutachten für Tempelhof lassen auf sich warten

Reich wird man nicht, denn bezahlt wird nach der HOAI. Insgesamt sollen zwei Gutachten vergeben werden: eins für den Grund und Boden, das andere soll die Gebäude bewerten. Bund und Land Berlin haben sich bekanntlich darauf verständigt, den Gesamtkomplex bewerten zu lassen, um sich auf Basis der Gutachten gütlich zu einigen (Berlin soll alles übernehmen). Die Schwierigkeiten beginnen dabei schon mit den Flächen, denn keiner weiß genau, wie viele Nutzflächen die Gebäude aufweisen. Weil eine Nachvermessung noch einmal ein paar hunderttausend Euro gekostet hätte, hat man sich darauf verständigt, ein vor Jahren vom Bundesfinanzminister durchgeführtes Aufmaß zugrunde zu legen (das BMF hatte vier Monate lang Aufmesser durch die Gebäude gejagt und kam auf 270.000 m2 Nutzfläche). Im Flughafengebäude tummeln sich mannigfaltige Nutzer: Polizei, Verfassungsschutz, Dutzende von Musikkapellen und Bands, die in den Kellerräumen üben, der BSR-Personalrat und und und. Die Gutachten sollen schnell vorgelegt werden, doch noch fehlen viele dafür notwendige Unterlagen: Stapelweise stehen Mietverträge aus, unendlich viele Altlastengutachten fehlen, man weiß, dass in dem Gebäude Asbest steckt und Teer, aber man weiß nicht, wo. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass die Berliner Behörden recht schnell die notwendigen Unterlagen liefern, der Bund und die Bundesanstalt für Immobiliendienstleistungen (BIMA) dagegen bummeln. Ende Juli sollten die Gutachter mit ihrer Arbeit beginnen, im September sollten sie fertig sein – das dürfte aber ein Ding der Unmöglichkeit sein. Letztlich wird bei der Bewertung auch eine Rolle spielen müssen, wie das Gebäude in Zukunft genutzt werden kann. Das Forschungsinstitut Empirica hat zwar bereits eine komplette Nutzungsanalyse gemacht und auch errechnet, wie viele Arbeitsplätze man unterbringen könnte, aber keiner hat eine Vorstellung, welche. Wie wäre es denn, wenn man das aus allen Nähten platzende Museum für Verkehr und Technik dahin verfrachtete? Das reklamiert sowieso einen Erweiterungsbau, den man sich sparen könnte. Und man hätte auch noch unendlich viel Platz für viele, viele neue und auch ganz große Exponate.
Autor: Dieter Blümmel