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Nahverkehrsausbau soll Mieten steigen lassen
Wissenschaftler fordert Beteiligung von Eigentümern
28.07.2008 (GE 14/2008, 880) Im Sommer sprießt so manches – auch Schnapsideen. So beispielsweise die des Volkswirts Gabriel Ahlfeldt von der Universität Hamburg, der vorgeschlagen hat, Grundstückseigentümer sollten sich an den Kosten des Nahverkehrausbaus beteiligen, weil sie dadurch höhere Mieten durchsetzen oder bei einem Verkauf höhere Gewinne erzielen könnten.

Nahverkehrsausbau soll Mieten steigen lassen

Nach Ahlfeldts Berechnungen würde sich beispielsweise der Gesamtwert der Grundstücke im Einzugsgebiet des Hauptbahnhofs um bis zu 133 Millionen Euro erhöhen, der Bau der U-Bahnlinie 5 vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz lasse den Wert der Grundstücke um bis zu 93 Millionen Euro steigen. In anderer Leute Taschen zu greifen scheint wieder modern. Man kann diese wissenschaftlichen Milchmädchenrechnungen endlos ausdehnen. Wie wäre es beispielsweise, wenn sogenannte Ankermieter, deren Erscheinen an bestimmten Orten zum Aufschwung ganzer Straßenzüge führen kann, zunächst keine Miete mehr bezahlen müssen, sondern im Gegenteil einen Beteiligungsanspruch an den steigenden Mieteinnahmen des ganzen Viertels haben? Und wie machen wir es dann, wenn beispielsweise durch Neubauten der öffentlichen Hand, durch Planungsrecht oder durch Versorgungsbauten – Beispiele: Gefängnisneubau, Ausweisung von Gewerbegebieten, Kraftwerksneubau – die Mieten in den umliegenden Gebieten dramatisch nach unten gehen? Werden dann wegbrechende Mieten aus Steuergeldern ausgeglichen werden? Abgesehen davon lassen sich weder Miet- und/oder Wertsteigerungen (und ebenso das Gegenteil) monokausal erklären, und kein Mensch weiß, zu welchem Prozentsatz welcher Grund die Entwicklung wirklich beeinflusst. Fazit: Schnapsidee, die im Sommerloch verschwindet.
Autor: Dieter Blümmel