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Berlins erstes Windrad steht vorerst still
14.07.2008 (GE 13/2008, 815) Zeit, dass sich was dreht, mögen sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und Berlins Umweltsenator Katrin Lompscher gedacht haben, denn während in Brandenburg Windräder wie Brezeln gebacken werden, dauerte es ewig, bis Berlins erstes (in Pankow) stand.

Berlins erstes Windrad steht vorerst still

Rote Milane und Seeadler könnten in die Rotorblätter geraten, hatte der Naturschutzbund (NABU) befürchtet und war – allerdings erfolglos – vor Gericht gezogen. Die Brandenburger haben da offenbar weniger Respekt vor ihrem Wappentier. Nun ist es aber doch fertig geworden, das Windrad, und Gabriel und Lompscher wollten es mit Pomp und Pauken einweihen – das hätte bundesweit für schöne Fernsehbilder gesorgt. Doch daraus wurde nichts, denn der Quirl wurde nicht abgenommen. Erstens hatte es keinen Nachweis gegeben, dass in der Gondel ein Feuerlöscher vorhanden war – der entgeisterte Leser fragt sich, wozu der gut sein soll. Wenn bei so einem Ding der Motor brennt, nutzt so ein Feuerlöscher auch nichts, denn zuvor braucht man schließlich jemanden, der hochklettert und ihn bedient. Und dann war nicht nachgewiesen worden, dass das Windrad nicht höher als die genehmigten 180 Meter war. Kann man ja verstehen, schließlich sind die Deutschen inzwischen – was die Mathematik betrifft – auf einem ganz erbärmlichen Niveau angekommen, wenn man bedenkt, dass ganze Schulklassen glauben, sich in diesem Fach schon die mittlere (!) Reife erschummeln zu müssen. Vor ein paar Jahrzehnten hätten auch Baubeamte noch eine der Lösungen von Niels Bohr im Kopfe gehabt, wie man denn die Höhe eines Wolkenkratzers (und damit auch eines Windrades) mit Hilfe eines Barometers feststellen könne. Nämliche Frage hatte man dem späteren Physik-Nobelpreisträger in seiner Diplomprüfung gestellt, und der freche Kerl hatte geantwortet: „Sie befestigen ein langes Stück Schnur am Barometer und lassen das Barometer dann vom Dach des Wolkenkratzers zum Boden hinunter. Die Länge der Schnur plus die Höhe des Barometers entspricht der Höhe des Gebäudes.“ Woraufhin die erbosten und völlig humorlosen Prüfer Bohr durchfallen ließen. Der beschwerte sich, weil seine Antwort doch korrekt gewesen sei, bekam daraufhin noch einmal ein paar Minuten Bedenkzeit, um sich doch eine „passendere“ Antwort einfallen zu lassen, die spezielles Physikwissen beweise. Nach Ablauf der Bedenkzeit präsentierte der Prüfling fünf verschiedene – davon vier mit dem geforderten Nachweis speziellen Physikwissens – Antworten für die Lösung des Problems. Mit zumindest zweien von den fünf hätten auch die Behörden in Berlin die Höhe des Windrades feststellen können, ohne auf selbiges zu klettern – ein kleiner Stock hätte gereicht. Aber wie ich unsere Behörden kenne, reicht ihr mathematisches Verständnis nur zur Umsetzung des letzten (und wiederum frechen) Bohrschen Vorschlags aus. Der lautete – so erzählt man sich – so: „Da wir aber ständig aufgefordert werden, unseren Verstand zu nutzen, wäre es sinnvoller, einfach den Hausmeister zu befragen und ihm als Dankeschön das Barometer zu schenken.“
Autor: Dieter Blümmel