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BBU: Nachfolgekandidatin für Burkardt gefunden
13.06.2008 (GE 11/2008, 686) Abseits der großen Marktplätze, wie sich das gehört, haben die Berliner städtischen Wohnungsbaugesellschaften und die Genossenschaften eine wichtige Personalie auf den Weg gebracht: Gesucht wurde der/die Nachfolger(in) für Ludwig Burkardt, einer der beiden Vorstände des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU).

BBU: Nachfolgekandidatin für Burkardt gefunden

Die BBU-Spitze besteht immer aus zwei Vorständen – einem für den Interessenbereich (Lobbyarbeit), für den Burkardt noch bis Mitte nächsten Jahres verantwortlich ist, und einem Vorstandsmitglied für den sogenannten Prüfungsbereich, dem Klaus-Peter Hillebrand vorsteht. Und so ganz einfach war die Nachfolgeregelung nicht. Zum einen sind die Schuhe des im kommenden Jahr ausscheidenden Ludwig Burkardt groß. Von allen Lobby-Vorständen des BBU, die mir erinnerlich sind – Wolfgang Ambrosius, Klaus Nicklitz – war Burkardt, gemessen an den Rahmenbedingungen, die er vorfand, der am besten in der Politik vernetzte und – angesichts des immer schwieriger werdenden Umfeldes – auch effektivste BBU-Vorstand, der allerdings mit seiner rechten Hand Christa Fluhr auch über außergewöhnlich gute Unterstützung verfügte. Seit Jahren trauert man im BBU der Machtposition nach, die man einst besaß, als noch jedes Jahr unendlich viele Sozialwohnungen gebaut wurden, die Wohnungsnot groß war und die BBU-Mitglieder letztlich auch über das Wohl und Wehe so mancher Politiker und Senate entschieden. Vorbei sind die goldenen Zeiten, stetig bergab sei es mit dem BBU gegangen, klagen Mitglieder. Das hängt mit der Wohnungsüberversorgung ebenso zusammen wie mit der klammen Haushaltssituation, die dazu geführt hat, dass große Mitgliedsunternehmen – GEHAG, GSW, Gagfah – privatisiert wurden und inzwischen ein völlig anderes Selbstverständnis (und Selbstbewusstsein) entwickelt haben als der Rest der Mitglieder, die es als städtische Wohnungsbaugesellschaften und/oder Genossenschaften gewohnt waren und zum Teil noch sind, von der Berliner Politik am Nasenring durch die Arena geschleppt zu werden. Die Folge war, dass der BBU in den letzten Jahren häufiger vor inneren Zerreißproben stand und darüber diskutierte, ob man sich nicht vielleicht mit anderen Landesverbänden zusammentun sollte, um die Basis zu stärken, Kosten durch Synergieeffekte zu sparen und sich stärker dem Einfluss von Landespolitikern zu entziehen. In dieser Situation einen neuen Kapitän zu finden, ist nicht einfach. Aber jetzt hat man einen, der in diesem Monat noch bestimmt werden soll. Und wie im Zeitalter des Gender Mainstreaming nicht anders zu erwarten, soll nun eine Frau alles richten. Auserkoren wurde Maren Kern, die derzeit Geschäftsführerin der Domus Consult Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH, einem Tochterunternehmen des BBU, ist. Aufsichtsratsvorsitzender dieser Tochtergesellschaft ist Klaus-Peter Hillebrand, das für den Prüfungsbereich des BBU zuständige Vorstandsmitglied, als dessen Wunschkandidatin Maren Kern gilt. Ganz unumstritten ist die Kandidatin allerdings nicht. Fast einhellig hinter ihr stehen die Wohnungsgenossenschaften, die ihre Interessen vom BBU insgesamt bislang nur ungenügend vertreten sehen. Aus ihren Kreisen ist immer wieder der Vorwurf zu hören, dass vor allem die Interessen der großen städtischen und privaten Wohnungsunternehmen im Fokus des Verbandes stehen. In deren Reihen betrachten viele Maren Kern skeptisch. Das hat zum geringsten Teil mit der Frau an sich zu tun, sondern mehr damit, dass die Burkardt-Nachfolge mit einigen (männlichen) Schwergewichten aus den großen Gesellschaften im Vorfeld nicht rechtzeitig besprochen wurde. Man will schließlich wenigstens vorher gefragt werden. Bezweifelt wird auch, ob Maren Kern, die bislang eher im Hintergrund wirkte, der neuen Rolle im Scheinwerferlicht als erste Lobbyistin des Verbandes gerecht werden kann. Dennoch stehen die Chancen für ihre Bestellung gut. Den BBU kennt sie nicht nur aus der Perspektive der Geschäftsführerin einer Tochtergesellschaft, sondern auch aus der Zeit, wo sie beim BBU Justitiarin war. Die Genossenschaften stehen fast uneingeschränkt hinter ihr, ihr Förderer Klaus-Peter Hillebrand sowieso, und auch Ludwig Burkardt kann sie sich gut als Nachfolgerin vorstellen. Und die großen Wohnungsbaugesellschaften haben in Bezug auf den BBU sowieso ganz andere Interessen. Einen starken Verband jedenfalls wollen sie nicht mehr, eher eine Service-Institution. Und die im BBU versammelten ehemals kommunalen, jetzt privaten Wohnungsunternehmen sind in erster Linie an den vorhandenen Querverbindungen zu den kommunalen Wohnungsunternehmen interessiert, um im Bedarfsfall vielleicht auch mal wieder das eine oder andere Immobilienpaket kaufen zu können. Maren Kern wird jedenfalls, wenn sie bestellt wird, gut damit zu tun haben, die Zentrifugalkräfte im BBU einigermaßen zu zähmen, um den Laden zusammenzuhalten. Die Chance dazu hat sie verdient.
Autor: Dieter Blümmel