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Nichts Neues!
13.06.2008 (GE 11/2008, 681) Alles schon dagewesen“, soll der alte Rabbi Ben Akiba gesagt haben. Ob er da wohl an die Inflationsprobleme gedacht hat, die uns zunehmend ängstigen und deren Größenordnung langsam an die Entwicklung der 70er und 80er Jahre erinnert? Wohl kaum, die Sorgen der Leute damals waren andere, und gedruckte Geldscheine gab es auch noch nicht. Wohl aber Kriege, Mangel, Dürren und Hungersnöte – alles Erscheinungen von heute wie damals, ergo „alles schon dagewesen“.

Nichts Neues!

Bleiben wir beim „Heute“, betrachten wir die Immobilien, deren Nebenkosten und deren Kapitalkosten. Und da steht nichts Gutes ins Haus. Die stetig steigenden Wasserpreise sind ja nicht nur ein beliebtes Reizthema des GRUNDEIGENTUMs (zum Ärger des Senats und der Wasserbetriebe), sondern auch das jährlich wachsende Magengeschwür von Grundstückseigentümern und Mietern. Zum Alptraum aber werden zunehmend die Energiekosten für‘s Haus und im Haushalt. Wenn Heizölpreise sich innerhalb eines Jahres verdoppeln, dann helfen keine dickeren Pullover mehr und keine Wärmflaschen im Bett – bei abgesenkter Heizung –, da hilft eigentlich nur noch Auswandern – aber wer will schon nach Südafrika in diesen Zeiten?
3 % Inflationsrate sind viel – aber sie sind ein Witz im Vergleich zur Steigerung der Mietnebenkosten in Wohn- und Gewerbegebäuden. Gewerbemieter reagieren hierauf zunehmend mit der Forderung nach Deckelung der Nebenkostenumlage, Wohnungsmieter, denen diese Möglichkeit versperrt ist, reagieren mit Umzug – in kleinere Wohnungen oder in solche, wo eben die neue „Warmmiete“ niedriger ist als die bisherige.
Aber damit ist es nicht getan – jedenfalls nicht für den Haus- und Wohnungseigentümer. Wo überall die Energiekosten steigen, steigen natürlich auch die Reparatur-, Instandhaltungs- und Neubaukosten. Und schließlich sind neue Heizungsanlagen und Wärmedämmungsmaßnahmen gefordert, von denen kein Mensch weiß, wie sie flächendeckend finanziert und – letztlich über die Miete – refinanziert werden sollen.
Bleiben die Kapitalkosten, die nun auch schon spürbar gestiegen sind und die weiter steigen werden, denn Basel II, die Finanzmarktkrise und der massenhafte Handel mit Hypothekenforderungen verbessern zwar die Bilanzen der Geldinstitute, nehmen aber den Kreditnehmern den letzten Spielraum für Investitionen und Erneuerungen – von der Erzielung einer angemessenen Rendite ganz zu schweigen.
Schließlich altern auch Immobilien schneller als früher, es sei denn, man erneuert öfter und schneller, man baut um, man frischt auf. Das ist wie im Gesundheitswesen, wo die Leute zwar älter werden, aber um den Preis ständig steigender Gesundheitskosten.
Dem Mieter und Hauseigentümer nutzt es wenig, wenn die Preise technischer Geräte oder von Reisen in die Karibik sinken – so wenig wie der Verkäuferin mit zwei Kindern, die nicht nur höhere Fahrt- und Heizkosten, sondern auch höhere Lebensmittelpreise verkraften muss. Die Inflation als Ganzes ist eine Pest, die die kleinen Leute und den Mittelstand stets besonders hart trifft. Und gewöhnen kann man sich an sie ebenso wenig wie an den eigenen Tod.
„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären“, sagt Oktavio zu Max Piccolomini im „Wallenstein“ – und genauso nährt die Hausse die Hausse, die Baisse die Baisse – und die Inflation die Inflation.
Autor: Dietmar Otremba