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Arthur Brauner: Der unerbittliche Kampf einer Berliner Legende
26.05.2008 (GE 10/2008, 622) Immerhin reicht das Geld noch, eine halbseitige Anzeige im Tagesspiegel zu bezahlen, um einen offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden von GoldmanSachs International, Lloyd C. Blankfein, und seinen Deutschland-Chef Dr. Alexander Dibelius zu schreiben.

Arthur Brauner: Der unerbittliche Kampf einer Berliner Legende

Die Vorwürfe, die Artur („Atze”) Brauner und seine Frau Maria an die noble Adresse richteten, hatten es in sich und liefen praktisch auf den Vorwurf hinaus, die bekannteste Investment-Bank der Welt wolle durch üble Machenschaften Artur Brauner um sein Immobilienvermögen bringen. Sein gesamtes Immobilienvermögen, so Brauner, habe er verkaufen wollen, weshalb GoldmanSachs mit ihm Kontakt aufgenommen und umfangreiche Nachweise über seine Immobilien angefordert und erhalten habe. Bis hinein in Mieterlisten und Miethöhen seien auch letzte Details abgefragt worden, um Kaufangebote abzugeben. Eine verbindliche Offerte habe es jedoch nicht gegeben. Parallel dazu, so Brauner, habe die mit ihm über Jahrzehnte verbandelte Hausbank, die HypoVereinsbank AG, ihre Geschäftspolitik ihm gegenüber völlig geändert und Immobiliendarlehen mit „Valuten in erheblichem zweistelligen Millionenbetrag (unberechtigt) gekündigt” und sei „sogar nicht davor zurückgeschreckt”, „trotz der Unwirksamkeit der Kündigungen die Zwangsvollstreckung einzuleiten.” Er habe deshalb zahlreiche Immobilien an einen anderen Investor verkaufen müssen. Der Versuch einer gütlichen Einigung mit der HypoVereinsbank sei, obwohl ein Kompromiss „greifbar nahe schien”, gescheitert, plötzlich und unvermittelt seien Forderungen von rund 30 Millionen Euro an die Archon Capital Bank Deutschland verkauft worden, die eine 100 %ige Tochter von GoldmanSachs sei. Faktisch habe GoldmanSachs, so Brauner in seinem offenen Brief, ein „Ankaufsinteresse vorgespielt”, um nach detaillierter Kenntnis des Immobilienportfolios gemeinsam mit der HypoVereinsbank die Braunerschen Immobilien „zum Spottpreis” zu erwerben. Nachdem nun seine Immobilien anderweitig verkauft worden seien, wolle die Archon Bank sie nur freigeben, wenn 100 % der Forderungen und dazu Grundschuldzinsen gezahlt würden. In wenigen Monaten, so rechneten die Brauners vor, wolle GoldmanSachs nun einen Profit von 150 % erwirtschaften (was Brauner vermutlich auch schon hin und wieder gelungen ist). Brauner jedenfalls findet solches Geschäftsgebaren nicht schön und will sich dagegen nicht nur zivilrechtlich zur Wehr setzen, sondern „es auch einer strafrechtlichen Überprüfung zuführen”. Um am Ende des offenen Briefes doch wieder nach einer „vergleichsweisen Lösung” zu rufen, wozu seine abschließende und im offenen Brief formulierte Frage („Ist es tatsächlich Geschäftspolitik von GoldmanSachs International, sich Forderungen zu bemächtigen, nachdem man zuvor dem Schuldner gegenüber vorgegaukelt hat, man wolle sein Immobilienportfolio erwerben und auf diese Weise einen detaillierten Einblick in das Portfolio erhalten hat?”) sicher keinen Beitrag geleistet hat. Ob der Vorstandsvorsitzende von GoldmanSachs den Brief, mag er noch so offen sein, jemals zu Gesicht bekommen wird? Bei den Summen, die GoldmanSachs dreht, taucht das Grundvermögen eines früheren Berliner Immobilien-Moguls wohl nicht einmal mehr als Fußnote auf.
Autor: Dieter Blümmel