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Von Werten und Ewigkeitswerten
12.05.2008 (GE 9/2008, 553) Als der Verbraucherpreisindex im September 2007 gegenüber dem Vorjahr um 2,7 % gestiegen war, wurden die politischen Gebetsmühlen erstmals in Gang gesetzt: Ausreißer, das pendelt sich wieder ein, das ist noch der Einfluss der Mehrwertsteuererhöhung, der Faktor fällt nächstes Jahr weg, dann sinkt die Inflationsrate wieder unter 2 %, lauteten die Parolen von Politikern und anderen Experten.
Dann kam der goldene Oktober und mit ihm eine Inflationsrate von 2,8 %. Noch stürmischer schritt der November daher: 3,2 %. Ihm fast gleich zog der Dezember und legte 3,1 % unter den Christbaum. Nur kurze Erholung boten Januar und Februar 2008 2,8 %. Im März spannte die Inflation aber wieder die galoppierenden Rösslein an: 3,1 %.
Erinnert sich noch jemand an Maastricht? Gab es da nicht einen Vertrag dieses Namens? Der die Stabilität des Euro sichern sollte? In dem stand, dass die Inflationsrate in Euro-Land unter 2 % liegen sollte? Schnee von gestern. Weltweit und im Zuge der Immobilienkreditkrise in den USA fieberhaft verstärkt haben die Staaten immer mehr Geld gedruckt, überall steigt die Inflation: in den USA, in der EU, in China (über 7 %).
Die großen Zentralbanken können die Inflation nicht durch Zinserhöhungen bekämpfen. Die Amerikaner nicht, weil sie Angst vor einer daraus folgenden Rezession haben, die Europäer nicht, weil sie damit den Euro treiben und ihre Exportwirtschaft schädigen. Außerdem war Inflation immer ein probates Mittel zur Reduzierung der Staatsverschuldung: Man leiht sich bei den Bürgern Geld und lässt sich die Zinsen aus der Inflation refinanzieren.
Die deutschen Gewerkschaften haben in den vergangenen Monaten mit einer Rücksichtslosigkeit, die an den unseligen ÖTV-Streik des Jahres 1974 erinnert, an der Lohnspirale gedreht. Die Preisspirale wird überall dort folgen, wo Lohnerhöhungen nicht durch steigende Wertschöpfung untermauert sind.
Wenig betroffen von diesem Umfeld sind die Immobilieneigentümer wenn sie es denn noch sind. Ihnen, sofern sie denn ihre Immobilien finanziert haben, kommt die Inflation sogar entgegen. Aber viele haben in den letzten Jahren ihre Immobilien verkauft. Frust spielte dabei eine Rolle wegen des investitionsfeindlichen Mietrechts, der wachsenden Bürokratie, des Abbaus von Steuervergünstigungen. Die gestiegenen Grundstückspreise taten ein Übriges, und letztlich wollte sich manch einer im dritten oder vierten Lebensabschnitt auch nicht mehr die täglichen Grabenkämpfe um Betriebskosten, echte oder angebliche Mängel oder ein paar Prozent Mieterhöhung antun. Auf anderen Feldern schienen schnellere und höhere Renditen zu winken, und so wurden Sachwerte mit kleiner Verzinsung getauscht. Jetzt sitzen die ehemaligen Immobilieneigentümer auf Bergen von Papier(en), deren Wert im schlimmsten Fall bei einschlägigen Altpapierhändlern erfragt werden kann.
Es gehört keine Prophetie dazu vorauszusagen, dass viele den Verkauf ihrer Immobilien noch bitter bereuen werden. Absehbar war das, an Warnungen hat es nicht gefehlt. Jetzt kommt die Zeit derer, die sich vom schnellen Geld und der Aussicht auf zweistellige Renditen nicht den Verstand haben verkleistern lassen, sondern sich an Immanuel Kant gehalten haben. Der hat an die Tür zum Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit die zwei lateinischen Worte geschrieben: Sapere aude! Trau Dich, Deinen eigenen Verstand zu gebrauchen! Worte mit Ewigkeitswert.
Erinnert sich noch jemand an Maastricht? Gab es da nicht einen Vertrag dieses Namens? Der die Stabilität des Euro sichern sollte? In dem stand, dass die Inflationsrate in Euro-Land unter 2 % liegen sollte? Schnee von gestern. Weltweit und im Zuge der Immobilienkreditkrise in den USA fieberhaft verstärkt haben die Staaten immer mehr Geld gedruckt, überall steigt die Inflation: in den USA, in der EU, in China (über 7 %).
Die großen Zentralbanken können die Inflation nicht durch Zinserhöhungen bekämpfen. Die Amerikaner nicht, weil sie Angst vor einer daraus folgenden Rezession haben, die Europäer nicht, weil sie damit den Euro treiben und ihre Exportwirtschaft schädigen. Außerdem war Inflation immer ein probates Mittel zur Reduzierung der Staatsverschuldung: Man leiht sich bei den Bürgern Geld und lässt sich die Zinsen aus der Inflation refinanzieren.
Die deutschen Gewerkschaften haben in den vergangenen Monaten mit einer Rücksichtslosigkeit, die an den unseligen ÖTV-Streik des Jahres 1974 erinnert, an der Lohnspirale gedreht. Die Preisspirale wird überall dort folgen, wo Lohnerhöhungen nicht durch steigende Wertschöpfung untermauert sind.
Wenig betroffen von diesem Umfeld sind die Immobilieneigentümer wenn sie es denn noch sind. Ihnen, sofern sie denn ihre Immobilien finanziert haben, kommt die Inflation sogar entgegen. Aber viele haben in den letzten Jahren ihre Immobilien verkauft. Frust spielte dabei eine Rolle wegen des investitionsfeindlichen Mietrechts, der wachsenden Bürokratie, des Abbaus von Steuervergünstigungen. Die gestiegenen Grundstückspreise taten ein Übriges, und letztlich wollte sich manch einer im dritten oder vierten Lebensabschnitt auch nicht mehr die täglichen Grabenkämpfe um Betriebskosten, echte oder angebliche Mängel oder ein paar Prozent Mieterhöhung antun. Auf anderen Feldern schienen schnellere und höhere Renditen zu winken, und so wurden Sachwerte mit kleiner Verzinsung getauscht. Jetzt sitzen die ehemaligen Immobilieneigentümer auf Bergen von Papier(en), deren Wert im schlimmsten Fall bei einschlägigen Altpapierhändlern erfragt werden kann.
Es gehört keine Prophetie dazu vorauszusagen, dass viele den Verkauf ihrer Immobilien noch bitter bereuen werden. Absehbar war das, an Warnungen hat es nicht gefehlt. Jetzt kommt die Zeit derer, die sich vom schnellen Geld und der Aussicht auf zweistellige Renditen nicht den Verstand haben verkleistern lassen, sondern sich an Immanuel Kant gehalten haben. Der hat an die Tür zum Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit die zwei lateinischen Worte geschrieben: Sapere aude! Trau Dich, Deinen eigenen Verstand zu gebrauchen! Worte mit Ewigkeitswert.
Autor: Dieter Blümmel - Herausgeber