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Neuer Trend
Politiker mit Hang zur Schattenwirtschaft
15.04.2008 (GE 7/2008, 423) Eine Zeitlang war es unter Politkern chic, sich als homosexuell zu outen (u. a. Klaus Wowereit, Guido Westerwelle). Jetzt kommt die nächste Welle mit noch weit größerem Potential: das Schwarzarbeiter-Outing.
Nachdem kürzlich Berlins Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin zumindest eine gewisse Sympathie für Mitmenschen geäußert hatte, die lieber schwarzarbeiten als die Zeit auf dem Sofa vor der Glotze totzuschlagen, bekannte sich ausgerechnet der frühere Bundesarbeitsminister und gelernte Fliesenleger Walter Riester dazu, auch schon hin und wieder der Schattenwirtschaft gefrönt zu haben. Riester, der sich als Bundesarbeitsminister vor allem dem Kampf gegen die Schwarzarbeit gewidmet und die Schattenwirtschaft einst die schlimmste Geißel der Bauwirtschaft genannt hatte, relativierte seine längst verjährte (Riester) Jugendsünde mit dem Hinweis, es gäbe nur wenige Fliesenleger, die noch nie schwarzgearbeitet hätten. Na bravo! Jetzt warten wir auf die Politiker, die augenzwinkernd in den nächstens Talkshows mit demselben infantilen Stolz erklären, sie hätten im Kaufhaus auch schon mal die eine oder andere Kleinigkeit mitgehen lassen. Riester hätte besser seine Klappe gehalten. Jetzt dient der ehemalige Arbeitsminister jedem Schwarzarbeiter wenn nicht als Vorbild, so doch wenigstens als Rechtfertigungsgrund.
Autor: Dieter Blümmel