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Märchenstunde mit Senator Sarrazin
03.02.2008 (GE 2/2008, 70) Eigentlich sind Zahlen und Fakten sein Spezialgebiet, und das Märchenerzählen überläßt er gerne anderen. Zu Weihnachten aber mischte sich Berlins Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin unter die Märchenerzähler.

Märchenstunde mit Senator Sarrazin

Freunde und Bekannte erhielten als Weihnachtskarte eine Neufassung des Märchens von den Sterntalern, die des Senators höchst eigene Hand erkennen ließ. Von einem kleinen Mädchen und seinen acht großen Schwestern handelte es, die in einem Schloß auf einer Lichtung mit sandigen Kartoffelfeldern inmitten eines großen Kiefernwaldes lebten. Die Eltern – Vater Reich und Mutter Preußen – hatten sich schon lange verdrückt, und der Kinderhaushalt war wunderlich geworden: Drei fette Opernkatzen, zu vornehm zum Mäusefangen, lungerten den ganzen Tag auf Samtkissen und verlangten feinstes Futter – ebenso wie zwölf Bezirksgänse, die keine Eier legen wollten. Dann gab es noch eine Vogelvoliere namens Bildung, voller Geflatter und Gekreische, in der nicht einmal der „Oberpapagei“ Ordnung schaffen konnte, und einen Ochsen namens „Überausstattung“, der den ganzen Tag nur fraß und dem kleinen Mädchen auf dem Feld deshalb nicht helfen konnte. Die Kleine wandte sich in ihrer Not an die tief im Walde weilende Hexe „Verfassungsgericht“ – die aber hatte nur Spott und das Versprechen, Hilfe gäbe es erst, wenn die Opernkatzen Mäuse fangen und der fette Ochse vor Hunger gestorben sei. Da machte sich das kleine Mädchen, das vermutlich auf den Namen „Thila“ hörte, weinend auf den Heimweg, wo es die mitleidige Sternenfee traf, welche die Engel der Steuerschätzung herbeirief. Und die schütteten die Kleine mit Talern geradezu zu, damit endlich der Schlampenhaushalt saniert werden konnte, und gaben ihr die Drohung mit auf den Weg, beim nächsten Mal werde es Pech regnen. Da rannte die Kleine nach Haus, der fette Ochse wurde geschlachtet, die Bezirksgänse hörten vor Schreck auf zu schnattern, und die Opernkatzen machten sich ans Mäusefangen. So Sarrazins Version der Sterntaler. Vermutlich werden sich aber die Opernkatzen, der fette Ochse und die Bezirksgänse zusammenschließen, dem Sterntalermädchen die Barschaft entreißen und die nervige Kleine schlachten oder zumindest – wie bei Asterix und Obelix den Barden – fesseln, knebeln und in des höchsten Baumes Wipfel binden, damit sie nicht stört. Und dann erzählt uns Sarrazin im nächsten Jahr seine Version von der Pechmarie.
Autor: Dieter Blümmel