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Die Kaisers ohne Kleider
29.11.2007 (GE 22/2007, 1505) Solche Beteiligungsberichte wie den des Landes Berlin für 2007 liest man besonders gerne. Und diesmal mit besonderer Aufmerksamkeit, weil dafür erstmals das Berliner "Vergütungs- und Transparenzgesetz" vom 23. Dezember 2005 gegriffen hat, das eine individuelle Veröffentlichung der Vorstands- und Geschäftsführerbezüge vorgibt.
Die meisten Geschäftsführer haben sich daran gehalten, und das Land Berlin konnte deren Bezüge (für 2006) veröffentlichen. Und damit es unseren Lesern erspart wird, hunderte von Seiten Beteiligungsbericht durchzublättern, haben wir die Vergütungen der Vorstände und Geschäftsführer, soweit sie branchenrelevant sind, in der nachfolgenden Tabelle übersichtlich zusammengefaßt. Nun mag man unterschiedlicher Auffassung darüber sein, ob die genannten Damen und Herren wirklich verdienen, was sie kriegen. Aber alles in allem zeigen die Zahlen auch, daß zwar nicht gedarbt wird in den Chefetagen, aber gegenüber vergleichbaren Führungspositionen in nicht vom Staat beeinflußten Wirtschaftsunternehmen, insbesondere wenn man westdeutsche Maßstäbe heranzieht, das Gehaltsniveau insgesamt eher durch preußische Sparsamkeit gekennzeichnet ist. Und wenn die Truppe auch noch wie 2006 einen saldierten Überschuß von knapp einer Milliarde Euro (bei einem Umsatz von gut 8 Milliarden Euro) erwirtschaftet, besteht nicht unbedingt ein Grund, zu meckern wenngleich es insbesondere Unternehmen wie die Berliner Wasserbetriebe, die BSR und die Wohnungsbaugesellschaften waren, die zum Erfolg beitrugen (und dazu vorher natürlich den Berlinern das Geld aus der Tasche ziehen mußten). Am stolzesten war wohl Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin: Als er 2002 sein Amt antrat, fand er ein Defizit von einer Milliarde Euro jährlich vor. In fünf Jahren das Vorzeichen umgedreht zu haben, ist auch eine Leistung, die gewürdigt werden muß.
Autor: Dieter Blümmel