Grundeigentum-Verlag GmbH
grundeigentum-verlag
Verlag für private und unternehmerische Immobilien
Anzeige

Archiv / Suche


Endlich ein Thema
21.09.2007 (GE 18/2007, Seite 1201) "Noch nie ist ein solcher Zwang auf Hausbesitzer ausgeübt worden, wie es die Pläne der Bundesregierung vorsehen. Vom Jahr 2012 an sollen sie gesetzlich verpflichtet werden, 30 % ihrer Heizenergie aus regenerativen Quellen zu beziehen – von Windkraft über Geothermie bis zu Solaranlagen" (FAZ vom 31.8.2007).

Endlich ein Thema

Vier Jahre haben Sie also noch Zeit, auf Ihrem Grundstück, Ihrer Wohnanlage entweder eine moderne Windmühle zu installieren, das Dach mit einer Solaranlage neu eindecken zu lassen oder ein etwa 100 m tiefes Loch in die Erde zwecks Gewinnung von Erdwärme bohren zu lassen.
Und wer soll das Ganze bezahlen? Na, die Eigentümer natürlich. Die können Fördermittel der KfW in Anspruch nehmen – und natürlich Kredite ihrer Hausbank. Wie, die Banken geben keine Kredite für Maßnahmen, deren Rentabilität nicht nachgewiesen werden kann? Aber, aber, das Ganze rechnet sich doch, nur weiß halt niemand, innerhalb welchen Zeitraums. Da muß man den Banken eben gut zureden und darauf hoffen, daß die ganz schnell die amerikanische Hypothekenkrise und die daraus resultierenden Schieflagen der IKB und der Sachsen-LB vergessen, und freudig erregt hunderttausende von Kreditanträgen positiv bescheiden.
Das Ganze mutet schon reichlich irreal an, ein Eindruck, der sich noch verstärkt, wenn man liest, daß das Bundesland Baden-Württemberg Verstöße mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro ahnden will.
Denken, Nachdenken, Vorausdenken – das scheinen wieder einmal unbekannte Begriffe zu sein, wenn es um Maßnahmen zur maßlosen Beutelung der Wohnungswirtschaft geht. Keiner hat doch etwas gegen den Klimaschutz, jeder muß bereit sein, sich daran zu beteiligen. Aber doch bitte in zumutbarer Weise, mit Sinn und Verstand und Beachtung aller Konsequenzen. Dazu gehört ganz sicher das Mietrecht, das die Eigentümer nach wie vor ihrer wirtschaftlichen Gestaltungsfreiheit beraubt. Mit gefesselten Händen kann kein Mensch ein Haus bauen oder modernisieren – er kann sich nicht waschen, er kann nicht einmal seine Notdurft verrichten. Will sagen: Klimaschutz der verlangten Art macht Mieterhöhungen nötig, die nicht erlaubt und die – wenn sie denn erlaubt wären – nicht bezahlbar sind, jedenfalls von einem Großteil der Mieter. Hartz IV läßt im übrigen grüßen, denn die Behörden werden als erste schwerhörig, wenn nach einer Erhöhung der Mietkostenzuschüsse gerufen wird.
Aber das macht wohl alles nichts, denn wenn schon nicht zu Ende gedacht werden kann oder soll, dann gibt‘s da doch diese wunderbar geduldigen Häuslebauer und die betuchten Hausbesitzer, die das Geld ja nur im Keller versteckt halten. Die großen privaten Wohnungsbaugesellschaften gelten ohnehin als viel zu gewinnbringend, sonst wären ja die Heuschrecken nicht so scharf auf sie. Und für die Kommunalen und die ehemals Gemeinnützigen kann man ja bei Bedarf immer noch Sonderregelungen stricken.
Dabei könnte man an die Sache ganz anders herangehen: Nicht 30 % der Energie regenerativ zu erzeugen, sollte das Ziel sein, sondern sie gar nicht erst zu verbrauchen, sie also einzusparen. Baden und Duschen nur noch mit kaltem Wasser, Raumtemperatur runter auf max. 16 °C (ist ohnehin gesünder, und Pullover und warme Socken haben noch niemandem geschadet) und den Winter auf Mallorca oder den kanarischen Inseln verbringen, dort ist es von allein warm.
Übrigens darf man gespannt sein, wann und wie die geforderten Maßnahmen bei allen öffentlichen Gebäuden (Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen usw.) umgesetzt werden. Wetten, daß … dort gar nichts passieren wird?!
Autor: Dietmar Otremba