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Wowereits glücklose Senatorin
21.09.2007 (GE 18/2007, Seite 1209) "Hemdsärmelig" Verzeihung (im Zeitalter von Gleichstellungsgesetzen und Gender Mainstreaming "blusenärmelig") war offenbar der Umgang von Berlins neuer Justizsenatorin Gisela von der Aue mit ihrem früheren Staatssekretär Christoph Flügge, wie jetzt die Antwort der Justizsenatorin höchstselbst auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Benedikt Lux (Kosename: "Benelux", Bündnis 90/Die Grünen) enthüllte.
Obwohl Flügge durch Senatsbeschluß erst am 13. Februar 2007 in den Ruhestand versetzt wurde, durfte er schon einen Tag davor seinen Dienstwagen nicht mehr benutzen. Bei ehemaligen Rechnungshofs-Präsidentinnen kommt es offenbar auf jeden Pfennig an. Begründung der Senatorin für solche Kleinigkeit: Sie habe dem damaligen Staatssekretär bereits am 9. Februar 2007 auf entsprechende Nachfrage mitgeteilt, daß er mit sofortiger Wirkung von der Pflicht zur Wahrnehmung der Dienstgeschäfte entbunden sei. Und die Neigung zur Wahrnehmung von Dienstgeschäften wird offenbar nicht durch einen Dienstwagen unterstützt. Viel großzügiger erwies sich Gisela von der Aue gegenüber ihrem neuen Staatssekretär Hasso Lieber. Der war am 13. Februar 2007 zum Staatssekretär ernannt worden, durfte aber bereits am 9. Februar 2007 an einer internen Dienstbesprechung teilnehmen, obwohl er zu diesem Zeitpunkt als Staatssekretär weder förmlich vorgeschlagen noch gar berufen, ja der alte Staatssekretär Flügge sogar noch im Amt war. Da hat wohl jemand mit zweierlei Elle gemessen. Nach ihrem neuesten Krisenchaos um geschmuggelte Handys, Rauschgift etc. in der Jugendstrafanstalt nimmt in Berlin keiner mehr Wetten darauf an, daß Gisela von der Aue Weihnachten immer noch Justizsenatorin ist. Die Art und Weise, wie sie mit ihren Informationen selbst den Regierungschef Klaus Wowereit auf die Rolle geschoben hatte, muß wahre Wutausbrüche bei ihm hervorgerufen haben. Daß Wowereit aufgrund von Informationen seiner Justizsenatorin vor die Presse geht, und 20 Minuten später eben dieselbe Justizsenatorin eine völlig konträre Darstellung gibt, läßt Wowereit sicherlich nicht noch einmal als "Mißverständnis" durchgehen. Am Ende behalten wohl die Auguren recht, die Gisela von der Aue schon immer als "beratungsresistent" bezeichnet haben.
Autor: Dieter Blümmel