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High-End Aufzug für Low-End Plattenbau
12.09.2007 (GE 17/2007, Seite 1138) Das waren noch Zeiten, als Erich Honecker ganze Wohngebiete in der DDR einweihen durfte. Heute ist man, jedenfalls in Brandenburg, bescheidener geworden.
Da kommt auch schon mal ein leibhaftiger Minister, um einen Fahrstuhl einzuweihen. So geschehen kürzlich in einem lediglich fünfstöckigen Plattenbau in der Potsdamer Siedlung "Am Stern". Das symbolische Band durchschneiden durfte Brandenburgs Bauminister Reinhold Dellmann. Der kleine, 190.000 teure Lift war schließlich auch etwas Besonderes. Er war nämlich der erste, der nach den neuen Förderrichtlinien des Landes Brandenburg gebaut wurde. 90.000 schoß das Land zu, 6 Millionen für solche Aufzüge hat es insgesamt in diesem Jahr zur Verfügung. Ausgedacht hat sich die Luxusförderung, die es so in keinem anderen Bundesland gibt, der Minister offenbar höchstselbst und ließ, weil es im Osten immer noch gut klingt, das Einweihungspublikum wissen, von "Karl Marx lernen", heiße "siegen lernen". Zur Ehrenrettung des Ministers sei gesagt, daß er nicht den zottelbärtigen Trierer Philosophen, sondern die Genossenschaft gleichen Namens meinte, die Eigentümer des modernisierten Gebäudes ist.
Autor: Dieter Blümmel