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Wowereit macht Schluß mit "Wowi-Ride"
28.08.2007 (GE 16/2007, Seite 1072) "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", lautet eine sprichwörtliche Wendung im Deutschen, die dem Schriftsteller Otto Julius Bierbaum zugeschrieben wird – eine recht enge Definition des Begriffs "Humor", die so nur in Deutschland entstanden sein kann. Deutsche gelten seit altersher als besonders humorlos. Legt man diese enge Bedeutung des Begriffs zugrunde, hat unser Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit keinen Humor.

Wowereit macht Schluß mit "Wowi-Ride"

Das jedenfalls würde ihn mit jenem verbinden, in dessen Fußstapfen er einmal treten will. Aber der Reihe nach: Gar nicht amüsiert war Klaus Wowereit kürzlich, als er vor dem Roten Rathaus mit seinem Ebenbild aus Gummi konfrontiert wurde, einer Handpuppe, die bei einer Stadtrundfahrt der besonderen Art eine Rolle spielen sollte. Die "lustigste Stadtrundfahrt Berlins", den sogenannten "Wowi-Ride" hatte sich der sattsam bekannte Kabarettist Elmar Brandt ausgedacht; der Radiosender 104.6 RTL hatte dafür mächtig Werbung gemacht, nachdem Stimmenimitator Elmar Brandt seit über einem Jahr im Morgenprogramm des Senders den "Wahren Wowereit" geben durfte. Mit der Gummipuppe in der Hand imitierte Brandt bei Stadtrundfahrten den Regierenden und schob ihm dabei eine Reihe wahrlich platter, dumpf-derber Zoten unter, die jedenfalls feinsinnige Kabarettisten-Intellektualität nicht als Geburtshelfer reklamieren durften. Wowereit was not amused. "Peinlich" fand er das, was den Kabarettisten enttäuschte und ihm zur Erkenntnis verhalf, man solle sich als Satiriker nicht vom Urteil seines Opfers abhängig machen. Nun hatte das auch wirklich gar nichts mit Satire zu tun, einer literarischen Äußerungsform, die besonders viel Sprachgefühl und Intellektqualität voraussetzt. Wowereit hatte schon recht, das ganze war wirklich peinlich, seine Reaktion darauf verdient aber auch keine Bestnoten. Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht. Wowereit mag sich trösten: Dieselben Probleme mit Elmar Brandt hatte weiland schon Gerhard Schröder. Lange Zeit hatte, begleitet von subtiler Freude Schröders, der Kabarettist den Ex-Kanzler in bundesweit verbreiteten Rundfunksendungen mal als Macho, mal als Prolet, mal lässig, mal gehässig imitiert, wobei Schröder gegenüber dem tumben Edi aus Bayern immer besser wegkam. Dann aber hatte sich der Stimmenimitator mal vergriffen und mit seinem Spottsong "Ich greif euch in die Tasche" Schröder heftig verärgert (Zitat aus dem Song: "Bald ist wieder große Krötenwanderung, die Kröten wandern von eurer direkt in meine Taschen, ha ha ha ha …"). Schröder war so beleidigt, daß er sich sogar zu der Behauptung verstieg, er kenne den Song nicht. Bei Nichtbeachtung beließ es Wowereit nicht. Seine Empörung über das kleine Kabarettistenferkel, das sich da so frech an der Eiche Wowereit wetzte, ließ selbige so deutlich (auch anwaltlich unterstützt) rascheln, daß der Radiosender 104.6 RTL schleunigst Reißaus nahm und Berlins "lustigste Stadtrundfahrt" ein schnelles Ende fand. In Preußen war man eben Majestätsbeleidigungen gegenüber nie besonders tolerant.
Autor: Dieter Blümmel