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Verdacht der Untreue
20.11.2000 (GE 20/2000, 1348) Dem Präsidenten der Berliner Handwerkskammer, Hans-Dieter Blaese, droht neues Ungemach.
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue. Hintergrund ist die strafrechtlich noch nicht ausgestandene Affäre um Immobilienfonds des pleite gegangenen Bauträgers Euwo. Mehr als 600 Zeichner zweier geschlossener Immobilienfonds in Dresden (Tabakmoschee) und Berlin (Dienstleistungszentrum Spandau) waren dabei um mehr als 130 Millionen DM geschädigt worden. Gegen den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Berliner Volksbank, Ulrich Misgeld, und gegen andere leitende Mitarbeiter der Volksbank wird im November vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Berlin verhandelt. Ulrich Misgeld hatte sich im Rahmen der Ermittlungen gegen ihn prominenter (und entsprechend teurer) anwaltlicher Hilfe bedient - so der des Berliner Anwalts Peter Danckert (der auch schon einmal die Interessen der Tennisspielerin Steffi Graf vertreten hat und jetzt für die SPD im Deutschen Bundestag sitzt) und der des saarländischen Prof. Egon Müller (er vertritt unter anderem auch den Geschäftsmann Dieter Holzer, der in der sogenannten Leuna-Affäre eine Rolle spielt). Hans-Dieter Blaese nun soll in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank 1998 die Auszahlung der Honorare der Misgeld-Anwälte veranlaßt haben, ohne daß dafür ein Gremienbeschluß bei der Volksbank vorlag. Darin sieht die Staatsanwaltschaft eine Untreuehandlung zu Lasten der Volksbank. Angeblich soll es einen entsprechenden Beschluß erst nach Ausscheiden Blaeses aus dem Volksbank-Aufsichtsrat gegeben haben. Blaese bestreitet das; die Auszahlung der Anwaltshonorare für Ulrich Misgeld sei im Einvernehmen mit dem gesamten Aufsichtsrat erfolgt, und zwar durch förmlichen Beschluß.