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Berlin-Brandenburg - Traumhochzeit oder Rosenkrieg?
02.07.2007 (GE 12/2007, Seite 800) Manchmal ist es Charaktersache, oft auch eine Frage der Sozialisation, wenn Menschen in erster Linie zum Kompromiß neigen. Besonders häufig findet man lebende runde Tische unter den Menschen in Ostdeutschland.

Berlin-Brandenburg - Traumhochzeit oder Rosenkrieg?

Angela Merkel ist so einer, und auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. In diesen Tagen hat das der Herrscher über den Berliner Vorgarten wieder einmal mit seinen Äußerungen zur Länderfusion Berlin und Brandenburg unter Beweis gestellt. Die Länderfusion halte er immer noch für einen "vernünftigen Schritt" ("wasch mir den Pelz"), aber solange Berlin auf einem Schuldenberg sitze, sei die Fusion keine aktuelle Option ("aber mach mich nicht naß"). Ausgelöst war die neuerliche Kontroverse durch Äußerungen des Berliner IHK-Präsidenten Dr. Eric Schweitzer, der für eine "Beziehungspause" zwischen beiden Ländern plädiert hatte, damit aber auch voll auf der Linie des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit lag, der kürzlich bei einer Veranstaltung der Berliner IHK verkündet hatte, von einer Fusion der Wirtschaftsförderungsgesellschaften beider Länder Abstand nehmen zu wollen. Nun holen die Kontrahenten beiderseits die alten Keulen hervor. Die Brandenburger erinnern an den Vergleich des Berliner Finanzsenators Dr. Thilo Sarrazin, sogar auf Klaus Landowsky wird zurückgegriffen, der Brandenburg einst als "sozialistische Wärmestube" bezeichnet hat. Die Brandenburger halten Berlin, nachdem es dort wieder ein bißchen bergauf gehe, schon wieder für größenwahnsinnig. Über das Säbelgerassel hinweg sei aber daran erinnert, daß die Berliner bei der Volksabstimmung über die Fusion der beiden Länder mehrheitlich für die Fusion, die Brandenburger mehrheitlich dagegen stimmten – der Ausgang ist bekannt. Und noch etwas Denkstoff: Die Brandenburger machen doch gerade die Erfahrung, daß sich die Natur die peripheren Bereiche des Landes zurückholt, daß ganze Landstriche entvölkert werden und vielerorts Versteppung droht. Einzig der Speckgürtel um Berlin herum wächst und gedeiht. Die Entwicklung folgt den Gesetzen der Evolution: Menschen sind schon immer vor allem dahin gegangen, wo schon andere Menschen waren. Die historische Entwicklung ging von der Rotte über die Sippe, den Meiler, das Dorf, die Stadt in die Metropolen. Und auch wenn ein paar Beatniks immer mal wieder gegen den Strom der Evolution schwimmen und die Rückkehr zu Land und Nomadentum verkünden, ändert das nichts daran, daß die Zukunft in den Metropolen liegt.
Autor: Dieter Blümmel