Gestern noch in Heiligendamm heute schon in Mahlendorf

18.06.2007 (GE 11/2007, Seite 736) Erinnern Sie sich noch an Markus Meckel, den letzten Außenminister der DDR (in der Regierung von Lothar de Maizière), der den Zauselbart in der Diplomatie wieder hoffähig gemacht hatte?

Nun, Meckel ist immer noch Uckermärkischer Abgeordneter im Deutschen Bundestag, und, das muß man wohl sagen, die Phase als Außenminister war zu kurz, als daß sie zu einer Verinnerlichung diplomatischer Usancen hätte führen können. Meckel streitet sich nämlich mit einer Nachbarin, die den ganz und gar nicht proletarischen Namen Angelika Gräfin von Arnim trägt, und die ihren Nachbarn Meckel beschuldigt hat, ihr eine Zaunlatte gestohlen zu haben. Was der nicht auf sich sitzen ließ und, von Arnim hin, von Arnim her, die Gräfin wegen übler Nachrede anzeigte. Was schließlich vors Neuruppiner Landgericht und zur Ansetzung eines Ortstermins am Tatort führte – im uckermärkischen Mahlendorf, einem Neun-Seelen-Dörfchen, wo – Gott hab ihn selig – Adolf-Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg 1995 sein enteignetes Jagdschlößchen nebst Wald und Ländereien zurückgekauft, zusammen mit Frau und Tochter eine kleine Trakehner-Zucht aufgebaut und Markus Meckel nach der Wende ein Wohnhäuschen erworben hatte. Und wo in ländlicher Abgeschiedenheit kaum ein halbes Dutzend Menschen Zaun an Zaun wohnen, muß man dafür dankbar sein, daß Latten nur geklaut werden – von wem auch immer – und nicht jemand damit totgeschlagen wird. Die Zaunlatte, die in der armen Uckermark wohl von erheblichem materiellen Wert sein muß, war aber wohl nur der bisher letzte Höhepunkt in einer Art Nachbarschaftskrieg zwischen Meckel und den von Arnims. Es ging schon um abgeschnittene Mirabellenbäume, umgestürzte Mülltonnen, einen Bootssteg und eine Stinkbombe in Meckels Auto. Ach ja – aufgeklärt hat das Neuruppiner Landgericht bei seinem Ortstermin nichts. Die Gräfin konnte nicht beweisen, daß Meckel die Zaunlatte geklaut hatte, weshalb sie das auch nicht mehr behaupten darf, wenn ein von den Richtern vorgeschlagener Vergleich angenommen wird. Friede wird in den kleinen Hütten wohl nicht einkehren, viel wahrscheinlicher geht der Krieg aus den und gegen die Paläste weiter. Und der Gräfin scheint’s ja auch nicht so sehr um die von ihrem Holzhaufen entfernte Zaunlatte gegangen zu sein, sondern darum, daß Meckel damit angeblich eine Wiese abgesperrt hat, die die Gräfin selbst gerne für ihre Pferde gehabt hätte, die Meckel ihr aber vor der Nase weggeschnappt hat, um damit ein Vielfaches von einer Pferdestärke in Gestalt eines Autos zu parken.

Autor: Dieter Blümmel