Unternehmer Dietmar Otremba wurde 70

29.09.2006 (GE 18/06, Seite 1120) Wenn er sich als etwas verstanden hat, dann vor allem als eines: Als "Entrepreneur", als Unternehmer, der den Begriff immer und unter allen Umstände wörtlich nahm.

Zusehen oder nur dabei sitzen, war seine Sache nicht. Und wenn er mal ein paar Mußestunden fand, setzte er sich hin, um seiner zweiten Leidenschaft zu frönen, und schrieb. Oft genug auch für die Spalten dieser Zeitschrift. Im September ist Dietmar Otremba, Bauunternehmer, Publizist und vor allem engagierter Bürger Berlins, 70 Jahre alt geworden. Viele Ecken in Berlin – und nicht nur da – sind mit seinem Schaffen (auch als langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Freier Wohnungsunternehmen) verbunden. An eigenen Bauten des Unternehmers Otremba fallen einem neben dem "Grand Hotel Esplanade" am Lützowufer (zum damaligen Zeitpunkt vor dem Mauerfall ein durchaus wagemutiger Bau) etwa die Wohnanlage am Tegeler Hafen, die Bürotürme am Spreebogen in Tiergarten, das Stadtteilzentrum Hellersdorf, das Hotel "Esplanade & Spa" in Bad Saarow ein, daneben unendlich viele Wohnungen – Sozialwohnungen wie freifinanzierte. Früher und klarer als andere sah er voraus, wie wichtig der neue Großflughafen für die Region ist, verzweifelter als andere reagierte er auf das politisch diktierte Schneckentempo bei den großen Vorhaben der Stadt. Nicht vorausgesehen hat er, wie die meisten anderen, daß der Berliner Senat die doch immer wieder beschworene Anschlußförderung im sozialen Wohnungsbau einstellen könnte. Solch treuwidriges Verhalten kam in Otrembas gradliniger Gedankenwelt nicht vor. Die Folgen hatte er gleichwohl zu tragen und sie kosteten ihn einen Großteil seines Lebenswerkes. Sprachlos mag ihn das gemacht haben, mundtot nicht.

Autor: Dieter Blümmel