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Rasender Stillstand
12.09.2006 (GE 17/06, Seite 1049) Haben die Berliner am 17. September wirklich die Qual der Wahl? Fast scheint es so. Über 30 Parteien versuchen mit einem Meer von Plakaten, die letzten Unentschlossenen auf ihre Seite zu ziehen, mit mehr oder minder gelungenen Aufschriften, die vom Konsequent.Berlin Wowereits bis zum Poppen für die Rente (späte Einsicht!) der Grauen Panther reichen.
Ende August handelte sich Finanzsenator Sarrazin Schelte von allen Seiten und einen höchst öffentlichen Rüffel seines Chefs ein, weil er Berlin als durchschnittliche Großstadt bezeichnet und die Wirtschaftskraft der Stadt mit der von Essen und Dortmund auf eine Stufe gestellt und zu einem umstrittenen Bild gegriffen hatte: Der Schutt sei abgeräumt worden, die Stadt lebe nicht mehr im Jahre 1945 (wie 2001), sondern 1947.
Vergleiche hinken, Bilder hängen oft schief. Zieht man das ab, waren Sarrazins Analyse und das dazu gewählte Bild stimmig. Und wenn es um Zahlen geht, sollte man sich nicht auf eine Rauferei mit ihm einlassen die Zahlen kennt und interpretiert er in der Regel besser als jeder andere.
1947 wußten die Berliner wenigstens, was sie wollten oder zumindest, was sie nicht (mehr) wollten. Knapp 60 Jahre später liegt eine merkwürdige Ungewißheit, Inhaltsleere und Orientierungslosigkeit über der Stadt. Programmatische Auseinandersetzungen zwischen den Parteien: Fehlanzeige. Ideen für die Zukunft: Keine. Aufbruchstimmung: Nirgendwo. Von Visionen wollen wir gar nicht reden. Keine Themen stehen auf der Tagesordnung, die Lust zur Auseinandersetzung machten, Anlaß zu erbittertem Streit gäben und in der Folge Hoffnung, mit neuen Lösungen die Zukunft zu gewinnen.
Der Blick in den Spiegel gibt dem alles überwölbenden Spitzenmann des Wahlkampfes, Klaus Wowereit, nur Anlaß zur Frage, wer der Schönste in diesem Land sei. Von ihm Programmatisches, gar Visionäres zu erwarten, ist zuviel verlangt. Sparen, daß es quietscht adäquater wäre Quietschvergnügt sparen gewesen - war für Wowereit schon ein großer Wurf.
Oh ja, Wowereit hat seinen Machiavelli gelesen: Wer durch die Gunst des Volkes zur Macht emporsteigt, muß sich bemühen, beliebt zu bleiben. Aber verstanden hat er Machiavelli nur halb. Macht um der Macht und ohne eine ihr zugrunde liegende und sie letztlich rechtfertigende Idee willen ist unmoralisch. Macht bedarf auch immer ihrer ernsten Schwestern, der Verantwortung, der Ernsthaftigkeit. Die vermisse ich bei Klaus Wowereit.
Unser jetziger und wenn sich nicht der Diepgen-Effekt aus dem Jahr 1989 (damals plakatierte der Ihn braucht Berlin, und die Berliner sahen das anders) künftiger Regierender Bürgermeister ist nett, freundlich, höflich, hilfsbereit, fröhlich, lustbetont. Er feiert gerne Partys, auch auf Kosten des Steuerzahlers (auch wenn das immer bestritten wird wie beim diesjährigen Hoffest, das würde ja von Partner für Berlin bezahlt als ob die kein Zuwendungsempfänger wären).
Klaus Wowereit ist der erste Politiker, der seine Karriere einzig dem Medienzeitalter verdankt. Er sichert seine Position und künftigen Weg über ein Netzwerk von Leuten, die aus der Medienwelt oder ihr möglichst nahe kommen wollen, wozu auch Teile der Wirtschaft und ihrer Verbände gehören. In den Klatschspalten und Talkshows ist er häufiger präsent als auf den politischen Seiten. Er ist der gute, Sarrazin und andere sind die bösen Bullen. Sein Lebensziel ist, worauf hier schon vor längerem hingewiesen wurde, Bundeskanzler zu werden.
Kürzlich titelte eine Zeitung über Wowereits Ambitionen in Richtung Bund: Er will mehr. Entscheidend ist, ob er mehr kann. Sonst wird es ihm gehen wie allen Mediengeburten: Sie werden hoch-, aber in unserer von rasendem Stillstand geprägten Gesellschaft auch wieder abgeschrieben.
Vergleiche hinken, Bilder hängen oft schief. Zieht man das ab, waren Sarrazins Analyse und das dazu gewählte Bild stimmig. Und wenn es um Zahlen geht, sollte man sich nicht auf eine Rauferei mit ihm einlassen die Zahlen kennt und interpretiert er in der Regel besser als jeder andere.
1947 wußten die Berliner wenigstens, was sie wollten oder zumindest, was sie nicht (mehr) wollten. Knapp 60 Jahre später liegt eine merkwürdige Ungewißheit, Inhaltsleere und Orientierungslosigkeit über der Stadt. Programmatische Auseinandersetzungen zwischen den Parteien: Fehlanzeige. Ideen für die Zukunft: Keine. Aufbruchstimmung: Nirgendwo. Von Visionen wollen wir gar nicht reden. Keine Themen stehen auf der Tagesordnung, die Lust zur Auseinandersetzung machten, Anlaß zu erbittertem Streit gäben und in der Folge Hoffnung, mit neuen Lösungen die Zukunft zu gewinnen.
Der Blick in den Spiegel gibt dem alles überwölbenden Spitzenmann des Wahlkampfes, Klaus Wowereit, nur Anlaß zur Frage, wer der Schönste in diesem Land sei. Von ihm Programmatisches, gar Visionäres zu erwarten, ist zuviel verlangt. Sparen, daß es quietscht adäquater wäre Quietschvergnügt sparen gewesen - war für Wowereit schon ein großer Wurf.
Oh ja, Wowereit hat seinen Machiavelli gelesen: Wer durch die Gunst des Volkes zur Macht emporsteigt, muß sich bemühen, beliebt zu bleiben. Aber verstanden hat er Machiavelli nur halb. Macht um der Macht und ohne eine ihr zugrunde liegende und sie letztlich rechtfertigende Idee willen ist unmoralisch. Macht bedarf auch immer ihrer ernsten Schwestern, der Verantwortung, der Ernsthaftigkeit. Die vermisse ich bei Klaus Wowereit.
Unser jetziger und wenn sich nicht der Diepgen-Effekt aus dem Jahr 1989 (damals plakatierte der Ihn braucht Berlin, und die Berliner sahen das anders) künftiger Regierender Bürgermeister ist nett, freundlich, höflich, hilfsbereit, fröhlich, lustbetont. Er feiert gerne Partys, auch auf Kosten des Steuerzahlers (auch wenn das immer bestritten wird wie beim diesjährigen Hoffest, das würde ja von Partner für Berlin bezahlt als ob die kein Zuwendungsempfänger wären).
Klaus Wowereit ist der erste Politiker, der seine Karriere einzig dem Medienzeitalter verdankt. Er sichert seine Position und künftigen Weg über ein Netzwerk von Leuten, die aus der Medienwelt oder ihr möglichst nahe kommen wollen, wozu auch Teile der Wirtschaft und ihrer Verbände gehören. In den Klatschspalten und Talkshows ist er häufiger präsent als auf den politischen Seiten. Er ist der gute, Sarrazin und andere sind die bösen Bullen. Sein Lebensziel ist, worauf hier schon vor längerem hingewiesen wurde, Bundeskanzler zu werden.
Kürzlich titelte eine Zeitung über Wowereits Ambitionen in Richtung Bund: Er will mehr. Entscheidend ist, ob er mehr kann. Sonst wird es ihm gehen wie allen Mediengeburten: Sie werden hoch-, aber in unserer von rasendem Stillstand geprägten Gesellschaft auch wieder abgeschrieben.
Autor: Dieter Blümmel