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Bieterschlacht.
20.11.2000 (GE 15/2000, 980) Die letzte freie Villa am Heiligen See in Potsdam hat einen neuen Besitzer.
Die ehemalige Villa des Malers Fritz Rumpf (1856 bis 1927), ein Backsteingebäude in (äußerlich) jämmerlichem Zustand mit einem Verkehrswert von 2,8 Mio. DM, ging nach einer Bieterschlacht im Rahmen einer Teilungsversteigerung an den Modemacher Wolfgang Joop, der bereits eine Villa am Heiligen See besitzt. Nicht für sich selbst war Joop in die Bütt gestiegen, sondern für das Model Nadja Auermann. 4,85 Mio. DM muß Joop auf den Tisch legen (und weitere Millionen in die Renovierung stecken), womit das Limit für Joop-Freundin Auermann überschritten war. Die hatte ohnehin nicht die Nerven, selbst an der Versteigerung teilzunehmen, sondern saß im Auto draußen auf der Straße. Drinnen saß ihr Mann Wolfram Grandezka und hielt über Handy Kontakt mit ihr. Und als der Preis dann zu hoch kletterte, wurde der Gute unwirsch und fuhr sie fernmündlich an: „Halt die Klappe, wir sind bei 4 Mio.”. Wolfgang Joop jedenfalls hielt sie nicht, sondern ließ über seinen Anwalt Daniel Ajzensztejn (Sozietät Wessing, Berenberg-Gossler aus dem feinen Hamburg) die Bieterschlacht weiter betreiben - u. a. gegen den Germania-Fluggesellschaft-Eigner Dr. Hinrich Bischoff (der beinahe gar nicht hätte mitbieten dürfen, weil sein mitgebrachter Landeszentralbank-Scheck keine Bestätigung auf der Rückseite trug. Peinlich, peinlich). Machte schließlich nichts und war auch nur eine kleine Randerscheinung in der ansonsten ganz juxigen Bieterschlacht mit leichter Neigung zum Kabarett. So rief beispielsweise, als der Rechtspfleger das Auditorium unterrichtete, daß der Zuschlagsbeschluß nur angefochten werden könne, wenn der Bieter unerkannt schwachsinnig oder geschäftsunfähig sei, Johannes Rey, Eigentümer der Villa Kellermann und seit Jahren mit seinem Mieter und Restaurantbetreiber Maximilian Dreier im Clinch, lautstark in den Saal „Ist Platzeck denn hier?” Nun hat Joop noch ‘ne Villa am See und ein weiteres Problem am Hals, und der ist auch Kunstmaler wie der ehemalige Erbauer und Hausherr und heißt Klaus Peter Wilde. Seit 40 Jahren nutzt selbiger die Villa und hat sie, wie solche Nutzer immer wieder betonen, mit Herzblut über die baumarktlose DDR-Zeit gerettet. Und will natürlich jetzt auch angemessenen Ersatzwohnraum sehen (Geld??), wenn er ausziehen soll. Und daß der nicht zu knapp ausfallen wird, dafür wird ein stadtbekannter Berliner Anwalt und Potsdamer Joop-Nachbar sorgen: der „Datschenpapst” RA Gunnar Schnabel, der die Datschen- wie die Villenlage rechtlich beherrscht.