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Besorgniserregend und kaum mehr steuerbar
Die Kurve der Energiepreise ist eindeutig: nach oben
27.02.2006 (GE 04/06, Seite 212) Die zukünftige Preisentwicklung auf den Energiemärkten, vor allem auf dem für Heizöl und Erdgas richtungsweisenden Rohölmarkt, ist für die gesamte Immobilienbranche von großer Bedeutung, denn sie hat unmittelbar Einfluß auf die warmen Betriebskosten. Auch zwischenzeitliche Preisrückgänge können nicht verschleiern, daß die Zeit der preiswerten Energie aus fossilen Brennstoffen endgültig vorbei ist. Die Tendenz seit 1993 bei den Preisen ist eindeutig: Es geht immer weiter nach oben.
Die aktuelleren Preiserhöhungen auf den Energieträgermärkten mit dem nominalen Rekordhoch im September 2005 für Rohöl der Nordseesorte Brent, die in Deutschland am meisten gehandelt und üblicherweise als Leitmarke benutzt wird, sind jedoch keine neue Entwicklung.
Bereits in den Jahren 1973/1974 gab es den ersten Ölpreisschock, ausgelöst durch den Yom-Kippur-Krieg und das damit verbundene Erdölembargo der arabischen Förderstaaten. In den Jahren 1978/1979 brach die Revolution im Iran aus, und der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak begann. Auch dies hat eine starke Preiserhöhung auf dem Markt für Rohöl ausgelöst. 1990 fand erneut ein Krieg im Irak statt, die Folge war wiederum ein heftiger Anstieg des Marktpreises. In den Jahren 1999/2000 folgte ein weiterer Preisschock, der diesmal nicht mit politischen Ereignissen im Nahen Osten im unmittelbaren Zusammenhang stand. Schließlich fand im Jahre 2003 wieder eine gewichtige Preiserhöhung statt, die durch den starken Euro für alle Europäer zunächst jedoch erheblich abgemildert wurde. Mittlerweile haben sich jedoch die Energieträgerpreise auch hier auf hohes Niveau begeben. Muß sich der Verbraucher jetzt auf dauerhaft hohe Preise einstellen, oder besteht die realistische Möglichkeit einer Entspannung?
Die Öl- und Gasvorräte sind wie alle natürlichen Energieträgervorkommen endlich. Sie bestehen aus den Reserven, also den Mengen, die heutzutage in einer Lagerstätte geologisch nachgewiesen sind und mit existierender Technologie wirtschaftlich rentabel gefördert werden können, und den Ressourcen, die sich einerseits zusammensetzen aus geologisch nachgewiesenen Vorkommen, bei denen eine Förderung zur Zeit unwirtschaftlich ist, und andererseits den geologisch bisher noch nicht nachgewiesenen wahrscheinlichen Vorkommen. Demnach sind diese Vorräte nicht konstanter Natur: Durch technologischen Fortschritt können Öl- oder Gasvorkommen, deren Erschließung bisher nicht möglich oder zu kostenintensiv war, erschlossen werden. Des weiteren wird bei einem hohen Weltmarktpreis das bisher unrentable Erschließen ungenutzter Quellen, wie beispielsweise der großen Ölsandvorkommen Kanadas, wirtschaftlich. So sind in der Vergangenheit die Öl- und Gasvorräte trotz zum Teil deutlich höherer Verbrauchswerte angewachsen; und dies wird aufgrund der oben genannten Fakten zumindest in den nächsten drei Jahrzehnten wahrscheinlich so bleiben. Allerdings kann man ein Ölvorkommen nicht bis auf den letzten Tropfen auspumpen: Wenn die Hälfte des verfügbaren Öles aus der Quelle gewonnen wurde, ist man am sogenannten Depletion-mid Point angelangt, ab dem die Fördermenge aus technisch-physikalischen Gründen sukzessive abnimmt und die Förderung technisch anspruchsvoller wird.
Doch die Höhe der Vorräte ist nicht allein entscheidend, sondern ebenso der Verbrauch, die Weltnachfrage nach Rohöl bzw. Erdgas. Diese steigt seit Jahrzehnten enorm an, aktuell hauptsächlich wegen der höheren Nachfrage der asiatischen Schwellenländer, hier vor allem China und auch Indien. Im Gegensatz dazu stagniert die Nachfrage in Deutschland seit rund 15 Jahren. Dennoch lag Deutschland im Jahr 2003 immer noch an dritter Stelle weltweit beim Nettoölimport.
Setzt man nun die Öl- bzw. Gasvorräte und den gesamten Bedarf in Relation, erhält man die sogenannte statistische Reichweite, die aufgrund der nicht eindeutig zu prognostizierenden Veränderung der beiden Variablen lediglich als Richtwert zu betrachten ist. Die statische Reichweite, also der Zeitraum, in dem der Bedarf bei konstanter, unveränderter Nachfrage und momentaner Höhe der abbaubaren Vorräte gedeckt ist, liegt laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) für Erdöl bei 43 und für Erdgas bei 67 Jahren. Da beide Werte, die Höhe der Vorräte und die Weltnachfrage, jedoch variabel sind, sind die dynamischen Reichweiten der beiden Werte entscheidend. Führende Experten schätzen diese auf 30 bis 40 Jahre für Erdöl und auf 40 bis 50 Jahre für Erdgas.
Daher wird sich, bedingt durch die weiter stark steigende Nachfrage und die Knappheit des Gutes Rohöl, der Preis desselben in den nächsten Jahrzehnten weiter signifikant erhöhen. Dem wird in der Tendenz das Heizöl folgen. Bezüglich des Erdgases, das seit seiner Einführung in Deutschland an den Ölpreis gekoppelt ist, ist eine Aussage etwas schwieriger: Die Rechtmäßigkeit der neueren Gaspreiserhöhungen wird derzeit von deutschen Gerichten überprüft. Der Ausgang ist offen. Weiterhin hat das Erdgas eine ungefähr doppelt so hohe Reichweite wie Erdöl, was tendenziell gegen starke Preisverschärfungen spricht, sollte die Ölpreisbindung gekippt werden. Auch ist die Bedeutung des Depletion-mid Points bei der Erdgasförderung nicht so hoch wie bei der Rohölförderung, was ebenfalls für einen moderateren zukünftigen Preisverlauf spricht. Andererseits ist jedoch der Abbau der unkonventionellen, immer mehr an Bedeutung gewinnenden Ölarten, wie z. B. der Ölsande in Kanada, sehr energieintensiv, und es werden erhebliche Mengen Erdgas benötigt. Und auch das Erdgas ist ein mittel- bis langfristig knappes Gut, das überdies zum Teil Erdöl substituiert, und so wird langfristig bei einem stark steigenden Erdölpreis die Nachfrage nach Erdgas steigen, und damit auch sein Preis.
Bereits in den Jahren 1973/1974 gab es den ersten Ölpreisschock, ausgelöst durch den Yom-Kippur-Krieg und das damit verbundene Erdölembargo der arabischen Förderstaaten. In den Jahren 1978/1979 brach die Revolution im Iran aus, und der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak begann. Auch dies hat eine starke Preiserhöhung auf dem Markt für Rohöl ausgelöst. 1990 fand erneut ein Krieg im Irak statt, die Folge war wiederum ein heftiger Anstieg des Marktpreises. In den Jahren 1999/2000 folgte ein weiterer Preisschock, der diesmal nicht mit politischen Ereignissen im Nahen Osten im unmittelbaren Zusammenhang stand. Schließlich fand im Jahre 2003 wieder eine gewichtige Preiserhöhung statt, die durch den starken Euro für alle Europäer zunächst jedoch erheblich abgemildert wurde. Mittlerweile haben sich jedoch die Energieträgerpreise auch hier auf hohes Niveau begeben. Muß sich der Verbraucher jetzt auf dauerhaft hohe Preise einstellen, oder besteht die realistische Möglichkeit einer Entspannung?
Die Öl- und Gasvorräte sind wie alle natürlichen Energieträgervorkommen endlich. Sie bestehen aus den Reserven, also den Mengen, die heutzutage in einer Lagerstätte geologisch nachgewiesen sind und mit existierender Technologie wirtschaftlich rentabel gefördert werden können, und den Ressourcen, die sich einerseits zusammensetzen aus geologisch nachgewiesenen Vorkommen, bei denen eine Förderung zur Zeit unwirtschaftlich ist, und andererseits den geologisch bisher noch nicht nachgewiesenen wahrscheinlichen Vorkommen. Demnach sind diese Vorräte nicht konstanter Natur: Durch technologischen Fortschritt können Öl- oder Gasvorkommen, deren Erschließung bisher nicht möglich oder zu kostenintensiv war, erschlossen werden. Des weiteren wird bei einem hohen Weltmarktpreis das bisher unrentable Erschließen ungenutzter Quellen, wie beispielsweise der großen Ölsandvorkommen Kanadas, wirtschaftlich. So sind in der Vergangenheit die Öl- und Gasvorräte trotz zum Teil deutlich höherer Verbrauchswerte angewachsen; und dies wird aufgrund der oben genannten Fakten zumindest in den nächsten drei Jahrzehnten wahrscheinlich so bleiben. Allerdings kann man ein Ölvorkommen nicht bis auf den letzten Tropfen auspumpen: Wenn die Hälfte des verfügbaren Öles aus der Quelle gewonnen wurde, ist man am sogenannten Depletion-mid Point angelangt, ab dem die Fördermenge aus technisch-physikalischen Gründen sukzessive abnimmt und die Förderung technisch anspruchsvoller wird.
Doch die Höhe der Vorräte ist nicht allein entscheidend, sondern ebenso der Verbrauch, die Weltnachfrage nach Rohöl bzw. Erdgas. Diese steigt seit Jahrzehnten enorm an, aktuell hauptsächlich wegen der höheren Nachfrage der asiatischen Schwellenländer, hier vor allem China und auch Indien. Im Gegensatz dazu stagniert die Nachfrage in Deutschland seit rund 15 Jahren. Dennoch lag Deutschland im Jahr 2003 immer noch an dritter Stelle weltweit beim Nettoölimport.
Setzt man nun die Öl- bzw. Gasvorräte und den gesamten Bedarf in Relation, erhält man die sogenannte statistische Reichweite, die aufgrund der nicht eindeutig zu prognostizierenden Veränderung der beiden Variablen lediglich als Richtwert zu betrachten ist. Die statische Reichweite, also der Zeitraum, in dem der Bedarf bei konstanter, unveränderter Nachfrage und momentaner Höhe der abbaubaren Vorräte gedeckt ist, liegt laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) für Erdöl bei 43 und für Erdgas bei 67 Jahren. Da beide Werte, die Höhe der Vorräte und die Weltnachfrage, jedoch variabel sind, sind die dynamischen Reichweiten der beiden Werte entscheidend. Führende Experten schätzen diese auf 30 bis 40 Jahre für Erdöl und auf 40 bis 50 Jahre für Erdgas.
Daher wird sich, bedingt durch die weiter stark steigende Nachfrage und die Knappheit des Gutes Rohöl, der Preis desselben in den nächsten Jahrzehnten weiter signifikant erhöhen. Dem wird in der Tendenz das Heizöl folgen. Bezüglich des Erdgases, das seit seiner Einführung in Deutschland an den Ölpreis gekoppelt ist, ist eine Aussage etwas schwieriger: Die Rechtmäßigkeit der neueren Gaspreiserhöhungen wird derzeit von deutschen Gerichten überprüft. Der Ausgang ist offen. Weiterhin hat das Erdgas eine ungefähr doppelt so hohe Reichweite wie Erdöl, was tendenziell gegen starke Preisverschärfungen spricht, sollte die Ölpreisbindung gekippt werden. Auch ist die Bedeutung des Depletion-mid Points bei der Erdgasförderung nicht so hoch wie bei der Rohölförderung, was ebenfalls für einen moderateren zukünftigen Preisverlauf spricht. Andererseits ist jedoch der Abbau der unkonventionellen, immer mehr an Bedeutung gewinnenden Ölarten, wie z. B. der Ölsande in Kanada, sehr energieintensiv, und es werden erhebliche Mengen Erdgas benötigt. Und auch das Erdgas ist ein mittel- bis langfristig knappes Gut, das überdies zum Teil Erdöl substituiert, und so wird langfristig bei einem stark steigenden Erdölpreis die Nachfrage nach Erdgas steigen, und damit auch sein Preis.
Autor: Olav Fritsch