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Erzbistum versus Douglas Fernando
28.10.2005 (GE 20/05, Seite 1208) Ist das vorstellbar, daß das Erzbistum Berlin sein früheres Wohnungsunternehmen, das Petruswerk, in betrügerischer Absicht verkauft hat?
Wer die Kirchengeschichte und insbesondere die Geschichte das Papsttums kennt, weiß, daß man dort sogar auf Taten stößt, die unser Strafgesetzbuch weit härter bestraft als Betrug – bis hin zu lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Vorstellbar ist also alles bis hin zu Mord und Totschlag. Ob allerdings beim Verkauf des Petruswerkes zur Jahreswende 2003/2004 an Douglas Fernando alles oder nichts mit rechten Dingen zugegangen ist, sollte das Berliner Landgericht entscheiden. Douglas Fernando, der das traditionsreiche Petruswerk in seine Wohnungsbaugesellschaft Avila integrierte, behauptete jedenfalls, vom Erzbistum beim Verkauf – salopp gesagt – übers Ohr gehauen worden zu sein. Akten seien bei den Verkaufsverhandlungen unterschlagen worden, er habe nicht beglichene Handwerkerrechnungen in Höhe von 2,8 Millionen Euro und weitere Verbindlichkeiten von 2,2 Millionen Euro vorgefunden, worüber er beim Kaufvertrag nicht informiert worden sei. Man habe die Handwerkerrechnungen sofort beglichen in der Hoffnung, das Geld vom Erzbistum wiederzubekommen. Doch die Hoffnung starb zuletzt, weshalb sich beide Parteien jetzt vor dem Kadi einfanden. Das Erzbistum pochte auf den Kaufvertrag, Douglas Fernando habe in großer Eile – binnen einer Woche – gekauft und gar keine Unterlagen einsehen wollen, und schließlich habe jede Firma Außenstände, und niemand zahle ungeprüft Handwerkerrechnungen. Nach einem Rechtsgespräch vor dem Landgericht einigten sich die Streithähne auf einen Vergleich. Das seit Jahren klamme Bistum muß Douglas Fernando 800.000 Euro überweisen und muß auch noch für mögliche Entschädigungen von knapp einer Viertelmillion Euro aus einem schwebenden Verfahren mit einer Baufirma geradestehen. Das hätte man alles auch früher und ohne öffentlliches Aufsehen haben können. Douglas Fernando, der seine Geschäfte überwiegend in katholische Orden (den deutschen und österreichischen Karmelitern) eingebettet abwickelt, wird jetzt möglicherweise zum Marxismus-Leninismus überwechseln, denn wie hieß doch eine Devise von Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." Und das gilt offenbar auch unter Glaubensbrüdern.
Autor: Dieter Blümmel