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Anti-Graffiti-Kongreß in Berlin:
Zwischen Kunst (?) und Barbarei
20.04.2005 (GE 08/05, Seite 452) Ein in jeder Hinsicht großer Erfolg war der "Erste Internationale Anti-Graffiti-Kongreß" in Berlin, den der Verein Noffiti e. V. mit Hilfe einer Reihe von Sponsoren – darunter auch der GRUNDEIGENTUM-VERLAG – unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit im Roten Rathaus veranstaltete. Über 300 Teilnehmer aus Europa und den USA diskutierten unter reger Anteilnahme der Medien an zwei Tagen, wie dieser Metropolenseuche Graffiti besser zu Leibe gerückt werden kann.
Erwartet hatte der Veranstalter zunächst 50 bis 100 Teilnehmer, dann 200 – gekommen sind schließlich über 300 – Polizisten, Wirtschafts- und Verbändevertreter, Politiker und Graffiti-Experten aus ganz Europa (vor allem aus Deutschland und den skandinavischen Ländern) und aus den USA.
Die Referenten – darunter auch GRUNDEIGENTUM-Verleger Dieter Blümmel – waren sich weitgehend einig über die Mittel zur Bekämpfung von Schmierereien und anderen Erscheinungen von Vandalismus. Die Ergebnisse lassen sich kurz wie folgt skizzieren:
1) Es darf keinerlei gesellschaftliche Toleranz gegenüber Schmierereien und anderen Formen von Vandalismus geben. Täter müssen ermittelt, schnell vor Gericht gestellt und schnell abgeurteilt werden.
2) Schmierereien und andere Vandalismusschäden müssen so schnell wie möglich beseitigt werden. Wenn Graffiti binnen 24 bis 48 Stunden beseitigt werden, sind die Chancen, daß die Wände künftig nicht mehr beschmiert werden, besonders groß.
3) Große Bedeutung kommt den Vorbeugemaßnahmen zu. Zu solchen rechnen etwa Fassadenbepflanzungen, gärtnerische Gestaltung von Vorgärten mit wehrhaften stachligen Pflanzen wie etwa Berberitze oder Weißdorn etc., Antigraffiti-Beschichtungen, Anbringung von Bewegungsmeldern und/oder Videokameras.
4) Illegale Graffiti und anderer Vandalismus muß härter bestraft und auch zivilrechtlich unnachgiebig verfolgt werden (in Norwegen drohen Wiederholungstätern mehrjährige Haftstrafen, in Dänemark bis zu 300.000 Euro und sogar sechs Jahre Gefängnis).
Helsinki beispielsweise hat mit einer solchen Strategie die Zahl der Schmierereien binnen fünf Jahren um rund 90 % gesenkt.
Mit einer Ausnahme – Bündnis 90/Die Grünen, die Schutzheiligen der Sprayer – befürworteten Vertreter aller Parteien (u. a. die CDU-Vorsitzende Merkel und ihr Stellvertreter Bosbach, die Berliner Justizsenatorin Karin Schuberth und der FDP-Bundestagsabgeordnete Jörg van Essen) auch eine Verschärfung des deutschen Strafrechts, wonach alle Schmierereien als Sachbeschädigung unter Strafe gestellt werden sollten. Nur Hans Christian Ströbele sprach sich erwartungsgemäß gegen eine Änderung des Strafrechts aus.