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Jutta Limbach erhält Louise-Schroeder-Medaille
18.03.2005 (GE 6/05, 320) Im Fußball hat man dafür den Begriff „Nickligkeiten“. Er meint kleine, ein bißchen versteckte, die Grenze zum Foul nicht überschreitende Püffe, Stöße, Schläge, Zupfer. Auf den Fußball beschränkt ist das beileibe nicht. Das haben Klaus Wowereit und die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und jetzige Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, wieder einmal vorgeführt.
Jutta Limbach erhält die Louise-Schroeder-Medaille, die höchste Auszeichnung, die man in Berlin an Frauen vergibt, die sich in besonderer Weise um Demokratie, Frieden, Gerechtigkeit usw. verdient gemacht haben. Das ist schön, aber eben doch nicht die höchste Auszeichnung, die die Hauptstadt zu vergeben hat. Das nämlich ist die Ehrenbürgerwürde. Da steht man in einer Reihe mit Willy Brandt, Marlene Dietrich, Hans-Dietrich Genscher, Michael Gorbatschow, Roman Herzog, Robert Koch, Helmut Kohl, Adolf Menzel, Johannes Rau, Ronald Reagan, Edzard Reuter, Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt, Karl Schmidt-Rottluff, Heinrich Zille. Eine schöne Reihe, und Jutta Limbach hat jedenfalls genug Selbstbewußtein, sich vorstellen zu können, in diese Reihe zu passen. Es ist schon eine Weile her, da hatte Wowereit Jutta Limbach angedient, sie zur Stadtältesten zu machen. Das ist auch was. Vor allem ist es auch mit nicht zu unterschätzenden Vorteilen verbunden. Stadtälteste dürfen die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen, erhalten gratis das Amtsblatt (na ja), werden hin und wieder zu Feierlichkeiten eingeladen und bekommen später immerhin ein Ehrengrab. Die frühere Berliner Justizsenatorin und Juraprofessorin hätte die Bedingungen locker erfüllt: Älter als 65 muß man sein und mehr als 20 Jahre lang der Stadt Berlin gedient haben. Hat sie. Aber Stadtälteste wollte sie nicht werden. Man hat ja so seinen Stolz. Im Abgeordnetenhaus wird kolportiert, ihr sei geflüstert worden, man wolle sie zur Ehrenbürgerin machen. Wäre natürlich besser gewesen. Weil Ehrenwürdenhäufung auch nicht so gern gesehen wird und Jutta Limbach offenbar auf die Taube auf dem Dach spekuliert hatte, lehnte sie Wowereits Spatz in der Hand ab. Zunächst schien die Spekulation aufzugehen, denn letztes Jahr schlug das Abgeordnetenhaus tatsächlich Jutta Limbach für die Ehrenbürgerwürde vor. Nun kam Wowereits Moment für Nickligkeiten. Er lehnte den Vorschlag des Abgeordnetenhauses ab und vergaß auch nicht zu erwähnen, daß eine an Frau Professor Dr. Limbach herangetragene Ehrung der Stadt „leider nicht realisiert werden konnte“. Nickligkeiten eben.

Autor: Dieter Blümmel