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Volkswirtschaftliche Bedeutung der Immobilienwirtschaft
Spitze beim Anteil am Anlagevermögen - bedeutungslos in öffentlicher Wahrnehmung
07.03.2005 (GE 05/05, Seite 260) Die Immobilienwirtschaft ist mit riesigem Abstand die Nr. 1 beim Anlagevermögen. In der öffentlichen Wahrnehmung läuft die Branche abgeschlagen unter „ferner liefen“. Das soll sich ändern.
Am 14. Februar 2005 stellte Prof. Dr. Hans-Werner Sinn in Berlin die ersten Ergebnisse einer Studie des ifo Institut für Wirtschaftsforschung (München) über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Immobilienwirtschaft vor. Die Studie wurde von wichtigen Akteuren der Immobilienbranche beauftragt und finanziert, um die Bedeutung der Branche herauszustellen. Haus & Grund hat im Rahmen der BAG das Projekt ebenfalls unterstützt.
Immobilien: 85 % des
deutschen Kapitalstocks
Überraschendes Ergebnis der Studie: 85 % des deutschen Nettoanlagevermögens sind Immobilien - insgesamt 5.533 Mrd. Euro. Ausrüstungen und andere Anlagen machen nur 15 % des Nettoanlagevermögens aus. Wiederum 58 % der Werte sind in Wohnbauten investiert (3.209 Mrd. Euro), nur 42 % in anderen Wirtschaftsbereichen (2.323 Mrd. Euro). Der Verbrauch von Boden ist nicht Teil der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Bruttowertschöpfung
Die Bruttowertschöpfung ist das Ergebnis aus den Erlösen abzüglich der Vorleistungen. Der Anteil des Grundstücks- und Wohnungswesens an der Bruttowertschöpfung (mit Käufen, Verkäufen, Vermietung und Verpachtung, Vermittlung und Verwaltung) stieg zwischen 1991 und 2002 von 9,4 % auf 12,7 % und liegt bei knapp 250 Mrd. Euro. Der Anteil des Bauwesens fiel von 6 % auf 4,3 % (ca. 89 Mrd. Euro). Zusammengefaßt stieg jedoch der Anteil der Immobilienwirtschaft an der Bruttowertschöpfung auf 17 %.
Hohe Bedeutung für den Arbeitsmarkt
Für den Arbeitsmarkt ist die Branche deshalb von großer Bedeutung: Fast 400.000 Mitarbeiter in überwiegend kleinen Betrieben erzielen einen Jahresumsatz von ca. 100 Mrd. Euro. Allein mit der Vermittlung und Verwaltung fremder Grundstücke, Gebäude und Wohnungen werden von ca. 110.000 Personen ca. 15 Mrd. Euro Umsatz erzielt, davon ca. 10 Mrd. Euro durch die Bewirtschaftung. Der überwiegende Teil der Immobilien wird jedoch in Eigenregie von Privathaushalten, Staat und Unternehmen bewirtschaftet. Für gewerbliche Unternehmen und staatliche Einrichtungen besteht damit weiter ein großes Outsourcing-Potential.
Wohnungsmarkt und
Bedeutung Wohneigentum
Die Bautätigkeit insgesamt und auch im Wohnungssektor ist seit einigen Jahren rückläufig: Nach dem Boom in Ostdeutschland sinkt die Bautätigkeit auf ein normales Niveau. Angesichts niedriger Zinsen im Euro-Raum investieren deutsche Anleger auch im Ausland. Durch den Kapitalexport fehlen die Investitionen im Inland.
Von internationalen Investoren wird den deutschen Vermögenswerten ein erhebliches Steigerungspotential zugetraut. Eine wichtige Einschränkung besteht jedoch in der beschränkten Möglichkeit zur Mieterhöhung, die sich einerseits aus rechtlichen Rahmenbedingungen ergibt, andererseits aus der wirtschaftlichen Entwicklung: Die Mieten reflektieren auch Einkommen und Nachfrage.
Privates Wohneigentum macht einen wichtigen Teil der Immobilienbranche aus:
n Anzahl Gebäude 17.293.678
n davon mit 1 Wohnung 10.779.406 (62 %)
n davon mit 2 Wohnungen 3.487.319 (20 %)
n davon mit 3 und mehr Wohnungen 3.026.953 (18 %)
(Statistisches Bundesamt, 2004)
n Anzahl Wohnungen 38.157.911 (Statistisches Bundesamt, 2003)
Der hohe Stellenwert des Wohnens wird auch an der Verwendung der Haushaltsbudgets deutlich: Ca. ein Drittel ihres Budgets verwenden private Haushalte für Kosten des Wohnens, ca. ein Viertel ohne Energie- und Instandhaltungskosten.
Auch für die private Altersvorsorge hat die Immobilie als Wohneigentum einen sehr hohen Stellenwert: 10 bis 12 % der Alterssicherung der Bürger erfolgt durch Immobilien. Unter Berücksichtigung von selbstgenutztem Wohneigentum resultieren 15 % der Alterseinkommen aus Immobilien.
Im Verlauf der Bearbeitung stellten die Gutachter fest, daß der Wohnungsmarkt deutlich besser dokumentiert wird als der Gewerbe- und Industrieimmobilienmarkt. Dennoch bestehen weiter große Daten- und Informationslücken.
Zusammenfassung
Investitionen in Immobilien sind auch in Zukunft ein lohnendes Engagement. Regionale Differenzierung und Engagement auch für das Umfeld der Immobilie spielen jedoch eine zunehmend große Rolle.
Immobilien: 85 % des
deutschen Kapitalstocks
Überraschendes Ergebnis der Studie: 85 % des deutschen Nettoanlagevermögens sind Immobilien - insgesamt 5.533 Mrd. Euro. Ausrüstungen und andere Anlagen machen nur 15 % des Nettoanlagevermögens aus. Wiederum 58 % der Werte sind in Wohnbauten investiert (3.209 Mrd. Euro), nur 42 % in anderen Wirtschaftsbereichen (2.323 Mrd. Euro). Der Verbrauch von Boden ist nicht Teil der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Bruttowertschöpfung
Die Bruttowertschöpfung ist das Ergebnis aus den Erlösen abzüglich der Vorleistungen. Der Anteil des Grundstücks- und Wohnungswesens an der Bruttowertschöpfung (mit Käufen, Verkäufen, Vermietung und Verpachtung, Vermittlung und Verwaltung) stieg zwischen 1991 und 2002 von 9,4 % auf 12,7 % und liegt bei knapp 250 Mrd. Euro. Der Anteil des Bauwesens fiel von 6 % auf 4,3 % (ca. 89 Mrd. Euro). Zusammengefaßt stieg jedoch der Anteil der Immobilienwirtschaft an der Bruttowertschöpfung auf 17 %.
Hohe Bedeutung für den Arbeitsmarkt
Für den Arbeitsmarkt ist die Branche deshalb von großer Bedeutung: Fast 400.000 Mitarbeiter in überwiegend kleinen Betrieben erzielen einen Jahresumsatz von ca. 100 Mrd. Euro. Allein mit der Vermittlung und Verwaltung fremder Grundstücke, Gebäude und Wohnungen werden von ca. 110.000 Personen ca. 15 Mrd. Euro Umsatz erzielt, davon ca. 10 Mrd. Euro durch die Bewirtschaftung. Der überwiegende Teil der Immobilien wird jedoch in Eigenregie von Privathaushalten, Staat und Unternehmen bewirtschaftet. Für gewerbliche Unternehmen und staatliche Einrichtungen besteht damit weiter ein großes Outsourcing-Potential.
Wohnungsmarkt und
Bedeutung Wohneigentum
Die Bautätigkeit insgesamt und auch im Wohnungssektor ist seit einigen Jahren rückläufig: Nach dem Boom in Ostdeutschland sinkt die Bautätigkeit auf ein normales Niveau. Angesichts niedriger Zinsen im Euro-Raum investieren deutsche Anleger auch im Ausland. Durch den Kapitalexport fehlen die Investitionen im Inland.
Von internationalen Investoren wird den deutschen Vermögenswerten ein erhebliches Steigerungspotential zugetraut. Eine wichtige Einschränkung besteht jedoch in der beschränkten Möglichkeit zur Mieterhöhung, die sich einerseits aus rechtlichen Rahmenbedingungen ergibt, andererseits aus der wirtschaftlichen Entwicklung: Die Mieten reflektieren auch Einkommen und Nachfrage.
Privates Wohneigentum macht einen wichtigen Teil der Immobilienbranche aus:
n Anzahl Gebäude 17.293.678
n davon mit 1 Wohnung 10.779.406 (62 %)
n davon mit 2 Wohnungen 3.487.319 (20 %)
n davon mit 3 und mehr Wohnungen 3.026.953 (18 %)
(Statistisches Bundesamt, 2004)
n Anzahl Wohnungen 38.157.911 (Statistisches Bundesamt, 2003)
Der hohe Stellenwert des Wohnens wird auch an der Verwendung der Haushaltsbudgets deutlich: Ca. ein Drittel ihres Budgets verwenden private Haushalte für Kosten des Wohnens, ca. ein Viertel ohne Energie- und Instandhaltungskosten.
Auch für die private Altersvorsorge hat die Immobilie als Wohneigentum einen sehr hohen Stellenwert: 10 bis 12 % der Alterssicherung der Bürger erfolgt durch Immobilien. Unter Berücksichtigung von selbstgenutztem Wohneigentum resultieren 15 % der Alterseinkommen aus Immobilien.
Im Verlauf der Bearbeitung stellten die Gutachter fest, daß der Wohnungsmarkt deutlich besser dokumentiert wird als der Gewerbe- und Industrieimmobilienmarkt. Dennoch bestehen weiter große Daten- und Informationslücken.
Zusammenfassung
Investitionen in Immobilien sind auch in Zukunft ein lohnendes Engagement. Regionale Differenzierung und Engagement auch für das Umfeld der Immobilie spielen jedoch eine zunehmend große Rolle.
Autor: Nicola Müller