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Kostenersparnis von über 30 % war den BSR ein Dorn im Auge
Stadtreinigungsbetriebe stoppen Modellversuch bei Abfallentsorgung
08.02.2005 (GE 03/05, Seite 150) Durch Vertrag mit dem Land Berlin („Zielvereinbarung“) haben sich die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) noch für mindestens zehn Jahre das Monopol für die Hausmüllentsorgung gesichert - im Gegenzug wurde den Unternehmen Eigenkapital entzogen, und es hatte die Gewinne für 15 Jahre im voraus auszuschütten. Dies hat die Berliner Politik so entschieden. Eine teure Entscheidung, jedenfalls für Mieter und Vermieter.
Kein Wunder also, daß viele Unternehmen wie auch private Vermieter sich Gedanken darüber machen, wie bei der Müllentsorgung Kosten gespart werden können. Die zur Degewo-Gruppe gehörende WBG Marzahn beispielsweise hat - wie bereits kurz berichtet - in Zusammenarbeit mit der Alba Consulting GmbH an zwei Standorten mit über 2.000 WE den Hausmüll über zwei 18-m3-Preßcontainer der BSR entsorgen lassen.
Der Transport der Müllgroßbehälter (1,1 m3) von den Müllsammelräumen zu den beiden Standorten der Preßcontainer wurde kostengünstig durch Alba organisiert. Dadurch und durch die in den Pressen mögliche Verdichtung der Abfälle konnte in den Monaten August bis Dezember 2004 eine Kostenersparnis von gut 30 % realisiert werden.
Solche Kostenersparnis bei den Betriebskosten war allerdings nicht im Sinne der BSR, der auf diese Weise Umsatz entging. Kurzerhand wurden zum 1. Januar 2005 die Entgelte für die Bereitstellung, den Transport und die Leerung der 18-m3-Preßcontainer von 567,10 E auf 984,30 E, also um ca. 75 %, erhöht (zur Erinnerung: die durchschnittliche Entgelterhöhung der BSR-Tarife zum 1. Januar 2005 betrug 14,4 %).
Um aber ganz sicher zu sein, daß die WBG Marzahn nicht trotzdem bei dem Modell bleibt (und möglicherweise auch noch Nachahmer findet), wurde in die ebenfalls zum Januar 2005 neugefaßten Leistungsbedingungen hineingeschrieben, daß Container, also auch die verwendeten Preßcontainer, zukünftig im Hausmüllbereich nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Zum 31. Januar 2005 mußte die WBG Marzahn daher zu der alten, teureren Entsorgung über Müllgroßbehälter zurückkehren. Der Appell aller wohnungswirtschaftlichen Verbände an den BSR-Vorstand, dieses Modell weiter zuzulassen, hat nicht gefruchtet. Unter einem „leidenschaftlichen Dienstleister“, der die BSR nach eigenem Bekunden gerne sein möchten, stellt man sich eigentlich etwas anderes vor.
Die bei der WBG für den Versuch mit den Preßcontainern Zuständigen stießen bei ihren Marktrecherchen übrigens auf eine Reihe von Absonderlichkeiten, für welche die BSR eine Erklärung schulden. Zum Beispiel betragen die Kosten allein für die Transportleistung ungefähr das Dreifache von dem, was am freien Markt dafür bezahlt werden müßte. Was ist der Grund für diese hohen Transportkosten?
Oder: Die Kosten für die Miete eines 1.100 l Müllgroßbehälters betragen bei den BSR 10 E pro Monat - nach Marktrecherchen fast das Doppelte dessen, was am freien Markt dafür bezahlt werden müßte. Was ist der Grund für diese hohen Mietkosten?
Nach den Berechnungen der WBG Marzahn wäre auf der Grundlage der neuen Tarife die Hausmüllentsorgung über Preßcontainer fast genauso teuer wie die über Müllgroßbehälter. Das ist nicht nachvollziehbar, weil der Aufwand für die BSR bei der Entsorgung über Preßcontainer um ein Vielfaches geringer ist. Was ist der Grund dafür?
Als sich die WBG Marzahn die Mühe machte, für einen Großteil ihres Wohnungsbestandes durchzurechnen, wenn sie für Transport und Gestellung der Müllbehälter auf private Anbieter statt auf die BSR zurückgriffen, kam sie zum Ergebnis, daß die BSR-Entgelte um 54 % über den Marktpreisen lagen.
Allerdings muß man zweifeln, ob solche Kreativität bei der Einsparung von Betriebskosten - wenn sie denn zugelassen würde - bei der Abfallwirtschaft den Kunden nachhaltig zugute käme. Unter vier Augen nämlich erläutern die BSR unverblümt, daß Umsatzausfälle durch solche Modelle an den Kosten des kommunalen Abfallbeseitigers nichts ändern und den Grundstückseigentümern mit der nächsten regelmäßigen Nachkalkulation wieder in Rechnung gestellt würden.
Die Parallelen mit den BWB - auch hier werden Umsatzausfälle durch Wassereinsparung bei der nächsten Preisrunde weitergegeben - sind augenfällig.